Verwalte dich selbst

[90] 1.

Bist du da, aus weißem Scheitel

Wilde Würde auszuscheinen

Wie die Kerzen, die so eitel

Prunkgemächer zeigen,

Der Gardinen leichter Reigen,

Tische hell gleich lichten Steinen.

Doch das Dunkel will nicht weichen.

Nicht einmal aus dem Gemach.

Nicht die müde Würde,

Nicht des Amtes tief begrüßte Bürde

Müd und matt,

Da man nichts getragen hat.

Ich will Taten,

Taten will ich tun.

Neue Welten tragen.

Schreitend Berge überragen,

Dann bei anderen Menschen ruhen,

Die wie sie auch durchs Leben rollen,

Steigen wollen.

Nichts Eingewickeltes, kein Ehrenkleid

Und keines Ordens nichtiges Geschmeid,

Ich tue nur, verwalte nur mich selbst allein

Und fange an, ein Mensch zu sein.

Ein Mensch, der von der Erde, von dem Himmel

Nimmt und ihnen wiedergibt

Bei dem alldrängend Geistesteilchen wimmelt[90]

Die leuchten wie sie ihn genippt.

Ein großer, der das Ganze zieht aus Teilen

Es gibt ein Fallen, das Gesetz und Weitereilen.

Da ist alles Sehnen

Und das wird treiben,

Da gibt es kein weltüberschreitendes Wähnen

Unfertiges Bleiben.

Da ist kein hohes Weltüberschreiten

Das rasend bewunderte Hütebegleiten

Die Straßen entlang auf beiden Seiten.


Alles nur kein plumpes Graus

Zurück das alles und da wenn ich winke

Lallend stotternd genug das Gebraus.


Bist du da, aus weißem Scheitel

Milde Würde auszuscheinen,

Wie die Kerzen die euch eitel

Prunkgemächer zeigen,

Der Gardinen leichte Reigen,

Tische hell gleich leichten Steinen?


2.

Nein,

Sei und strahle

Die durch dich gegangene Welt

In deinem Striche weiter.

Dann steigen dir von deiner Gäste Mahle

Blitzende Pokale

Dir ferner Liebe Feuerwein.

Blutdunkel schmiegend wärmt.

Und dieses Blut wie Wangen fahl gehärmt,

In nah' erloschener Augen neu Geleucht.

Wie eine Mutter die an ihrer Liebe säugt

Das schlummerspielend ungesorgte Kind,

So fühlst du die von dir schon alle steigend sind.


Quelle:
Peter Hille: Gesammelte Werke. Berlin 1916, S. 90-91.
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