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[93] Ode Jambo-Trochaica.
Itzt in Teutschland reymen leider
sälbst die Schühster und die Schneider/
und nicht einer ahnt zur Frist/
waß er for ein Delpel ist.
Alß ein Kerle von Raison
sage ich darzu blohß bon;
Eumelio/ Arcas und Sylvander/
ihr könt mich alle mit einander!
Thyrsis zehlt sich zu den Großen/
die fast an die Sterne stoßen/
weil sein schlipffrichtes Gedicht
krumm wie ein Oracul spricht.[94]
Jeden Morgen schlükkt das Schwein
sihben Bisem-Kugeln ein –
dein Sing-Sang bleibt for mich/ Gevatter/
drümb doch blohß leeres Gantz-Geschnatter!
Der bald greise Melibäus
brillt noch ümmer wie Tirtäus.
Hylas dritt die gantze Zeit
durchauß nur die Venus breit.
Silvius dahlt noch wie Virgil/
Selimanthes saufft zu vihl.
Noch stähts mußt ich/ sorbald sie sangen/
für langer Weile Fliegen fangen.
Sälbst die gantz und durchauß Alten/
sollte mans for müglich halten?
Gräulich dropfft auß ihrem Steiß
Mehl-Tau/ Molch- und Drachen-Schweiß.
Schwartz verhüllt sich mein Gesicht/
ohn Empfindung bün ich nicht.
Am mehrsten aber mich verschrökken
die Mäntscher mit den Fischbein-Rökken!
Durch so wühtende Mänaden
kam schon Orfeus schwehr zu Schaden;
denn er dachte sich darbey/
so klingt Uhl- und Hunds-Geschrey.[95]
Wo solch eine Urschel böllt/
nimbt Cupido Färsen-Göldt/
denn saurer sind for keinen Gaumen
nicht ein mahl alte Schrumppel-Pflaumen.
Höchst belihbte Pindus-Priester/
nein/ waß seyd ihr blohß for Biester!
Dihses muß ich durchauß schreyn/
denn ich kan nicht forchtsahm seyn:
Zemblens Eyß ist nicht so dikk/
alß das Prett für eurem Plikk;
ich künt for euer opitziren
euch mit Vergnügen stranguliren!
Euch ümbkrächtzen mahl die Raben/
mich wird man in Marmol graben/
weil mein Verß itzt/ wie mir däucht/
nicht mehr nach der Lampe räucht.
Drümb so lohb ich mit Geschrey
mich und meine Schäfferey.
All meine Lidergens vom Lihben
hat gleichsahm die Naduhr geschrihben!
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Dafnis
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