Im Nahmen eines Andern

[156] Ode Trochaica.


Immer auß der sälben Kanne

schmäkkt mir nicht der bäste Wein.

Heute muß es Marmoranne/

morgen Marzimindgen seyn.

Nach den Schwartzen soll man drachten/

sie sind süß zu jeder Zeit;

doch die Blonden zu verachten/

halt ich for Ohnmügligkeit!


Alle lassen sich erbitten/

wenn man sie nur rächt beläkkt;

keine ist so streng von Sitten/

daß ihr nicht ein Küßgen schmäkkt.

Dreff ich Rosilis im Garten/

oder Buschgen gar im Heu/

flöht ich gleich auff dausend Ahrten:

Lihber dodt/ alß ungetreu![157]


Doris küß ich auff die Bäkkgen/

Filosetten auff den Mund/

Sylvien kniep ich unters Gäkkgen/

Fillis/ wo sie hindten rund.

For die niedlichsten Caräßgen

bün ich würcklich wie gemacht/

sälbst in das belihbte Gäßgen

schleich ich manchmal kortz für Nacht.


Bey Bisqwit und Schokolade

sizzt man dan auff meinem Schooß;

zeigt den Schuch biß an die Wade/

macht sich beyde Brüstgens blohß.

mit den freundlichsten Allüren

geht man gleich auff alles ein –

die da gläubte meinen Schwüren/

müßt ein rächtes Gänsgen seyn!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 156-158.
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