Die Aufgeregten

[284] Welche tief bewegte Lebensläufchen,

Welche Leidenschaft, welch wilder Schmerz!

Eine Bachwelle und ein Sandhäufchen

Brachen aneinander sich das Herz!


Eine Biene summte hohl und stieß

Ihren Stachel in ein Rosendüftchen,

Und ein holder Schmetterling zerriß

Den azurnen Frack im Sturm der Mailüftchen!
[284]

In ein Tröpflein Tau am Butterblümchen

Stürzt' sich eine zarte Käferfrau,

Und die Blume schloß ihr Heiligtümchen

Sterbend über dem verspritzten Tau!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 284-285.
Lizenz:
Kategorien: