Die Hehler

[102] Ihr nennt uns Träumer, Schächer, blinde Toren,

Wenn redlich wir die Möglichkeit erstreben!

Ja, eure Namen habt ihr uns gegeben,

So merket auf mit hochgehobnen Ohren!


Wir haben uns bescheidentlich erkoren,

Zu lichten dieses dornenvolle Leben;

Ihr laßt verschmachtend uns gen Himmel schweben,

Wo ihr schon lang das Bürgerrecht verloren!


Und wenn die Sterne uns geheim erzählen

Von neuem Leben und Unsterblichkeit,

Was geht das euch denn an zu dieser Zeit?


Braucht ihr darum gestohlnes Öl zu hehlen,

Das unsrer Tage Dämmerung erhellt,

Indes den Fuß ihr setzt auf diese Welt?


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 102.
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