Apostatenmarsch

[254] Bum! Bum! Bim, bam, bum!

Schnürt den Sack und kehrt links um!

Abgeweidet ist die Matte,

Spute dich, du Wanderratte,

Hungern ist kein Gaudium!

Dreht die Fahne, dämpft die Trommel:

Bum! Bum! Bim, bam, bum!


Sind wir nicht ein schöner Zug,

Galgenfroher Rabenflug?

Hinter uns die guten Tröpfe

Stehn und brechen sich die Köpfe

Ob dem lustigen Betrug.

Dreht die Fahne, dämpft die Trommel:

Bum! Bum! Bim, bam, bum!


Hohn und schriller Pfeifenklang

Folgen uns den Weg entlang;

Weiter, weiter in dem Kote!

Weiße süße Gnadenbrote

Lohnen uns den sauren Gang![254]

Dreht die Fahne, dämpft die Trommel:

Bum! Bum! Bim, bam, bum!


Aus dem Busen reißt das Herz,

Werft es fluchend hinterwärts!

Pfaffenküch und Keller kühle,

Spüle weg die Hochgefühle,

Ei, es war nur Bubenscherz!

Dreht die Fahne, dämpft die Trommel:

Bum! Bum! Bim, bam, bum!


Nieder mit dem Jungfernkranz!

Ausgelöscht der Ehre Glanz!

Ausgepfiffen jede Wahrheit!

Angeschwärzt der Sonne Klarheit!

In den Staub mit dem Popanz!

Dreht die Fahne, dämpft die Trommel:

Bum! Bum! Bim, bam, bum!


Judas starb den dummsten Tod –

Schäme dich, Ischariot!

Magst du zappeln! Unsereiner

Schwimmt mit Würde stets als reiner

Goldfisch durch das Blut so rot!

Dreht die Fahne, dämpft die Trommel:

Bum! Bum! Bim, bam, bum!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 254-255.
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