[139] Könnt' ich, dem Adler gleich, ins Firmament mich schwingen,
Fröhlich und frei, ein Gott, ins blaue Weltall singen,
Trät' ich, bespritzt mit Blut, ein Mann, aus Kampf und Schlacht,
Dann würd', o Welfe! dir ein würdig Lob gebracht;[139]
So aber bin ich nur ein weinend Kind gleich allen,
So Schwert als Harfe würd' der schwachen Hand entfallen;
Doch denk' ich dein und dein! wallt auf dies träge Blut,
Und sieh! dem Kinde wächst noch alter deutscher Mut;
Dann sieht es dich, o Held! in deiner Väter Hallen
Flüchtling, verbannt und arm, in stiller Trauer wallen,
Doch eh' zu neuem Kampf dich wilder Donner ruft,
Steigst du, ein treuer Sohn, in ihre stille Gruft.
Ein seltsam Schweigen hat da rings erfüllt die Mauern,
Man sah nicht Deutschland, doch sah man die Steine trauern,
Da sankst du weinend hin, ein Strahl durchflog den Chor,
Und aus dem Sarge stieg Heinrich der Leu empor.
Und all die Helden rings in heil'gen Sarkophagen,
Männer, so Leid und Tod um Deutschland einst getragen,
Die heben ernst und stumm sich aus den Särgen wach,
Vor allen aber so Heinrich der Löwe sprach:
»Getrost, vieltreuer Sohn! Bald heilen all die Wunden!
Hier blick' hinab und sieh Germania treuverbunden;
Des Fremden Lorbeer liegt, von Blut befleckt, entlaubt:
Doch segenreich umstrahlt ein Stern des Enkels Haupt.
Du aber, zeuch, mein Sohn, harr' still der teuren Stunde,
Und bring den Brüdern dein da oben diese Kunde.« –
So sprach der Löwe, sprach's, und in die Särge all
Die Helden sanken rings mit wundersamem Schall.
Da stiegest du empor, die Faust gestärkt zum Streite,
Blitz, Donner, Feindesruf durchdrang die Luft die Weite;
Du aber schlugst den Feind mit wenig Treuen dein
Und legtest ruhend nun dein Haupt auf einen Stein.1
1 | Es ist bekannt, daß der Fürst, nachdem er seine Verfolger in siegreichen Treffen geschlagen, eine Nacht biwakierend auf dem Walle seiner Hauptstadt zubrachte. Das Haupt hatte er auf einen Stein gelegt. |