Um Mitternacht

[186] In der Mitternacht allein

Lieg' ich wach in Finsternissen,

Doch durch diesen Leib zerrissen

Schau' ich überird'schen Schein.


Ja! wie aus des Kerkers Nacht

Einer schaut aus einer Spalte,

Schau' ich aus dem Leib und halte,

Himmel, mich an deine Pracht.


Denke: Dort gibt's wohl ein Fest,

Dran Gott einen Herzbedrängten,

Wie der Fürst den Eingezwängten,

Gnädig aus dem Kerker läßt.

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 186.
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