Der Wanderer in der Sägmühle

[218] Dort unten in der Mühle

Saß ich in süßer Ruh'

Und sah dem Räderspiele

Und sah den Wassern zu.


Sah zu der blanken Säge,

Es war mir wie ein Traum,

Die bahnte lange Wege

In einen Tannenbaum.


Die Tanne war wie lebend,

In Trauermelodie

Durch alle Fasern bebend

Sang diese Worte sie:


Du kehrst zur rechten Stunde,

O Wanderer, hier ein,

Du bist's, für den die Wunde

Mir dringt ins Herz hinein!


Du bist's, für den wird werden,

Wenn kurz gewandert du,

Dies Holz im Schoß der Erden

Ein Schrein zur langen Ruh'.


Vier Bretter sah ich fallen,

Mir ward's ums Herze schwer,

Ein Wörtlein wollt' ich lallen,

Da ging das Rad nicht mehr.

Quelle:
Justinus Kerner: Werke. 6 Teile in 2 Bänden, Band 1, Berlin 1914, S. 218-219.
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