[122] Ich leide an kalten Füßen. Ob dieses Gebrechen in meinen verkrüppelten Zehen seinen Ursprung hat, weiß ich nicht. Um es des Nachts zu beheben, bedarf es einer Wärmflasche, die meinen Füßen die lästige Kälte entzieht und sie mit wohliger Wärme wie mit dicker Wolle umhüllt. Leicht sinke ich in tönende Träume. Ich wandle auf heißem Wüstensande. Die Palmen stehen wie Staubwedel am Wege. Kamele trotten, schwer beladen mit Datteln und Feigen, durch meinen dämmernden Blick. Araber in weißem Burnus, silberbeschlagene Pistolen und Gewehre schwenkend, galoppieren auf edlen Pferden an mir vorüber. Auf Gebetteppichen knien die Gläubigen, die Blicke fromm nach Mekka gewandt. Neckische Mädchen, völlig nackt, werfen Perlen schwarzer Blicke nach mir. Die Sonne steht hoch. Die Hitze wird immer unerträglicher. Alle Dinge haben ihren Schatten verloren. Auch der meine ist wie ein dünner[122] Quell im Wüstensand versickert. Der Schweiß bricht mir aus der Stirn. Meine Sohlen brennen. Sandflöhe beißen sich zwischen meine verkrüppelten Zehen fest. Mit Mühe und Not erreiche ich die schützende Oase. Bäume fächeln plötzlich Kühlung, tausend Schatten laufen ding- und ursachlos über den Weg, und herrlich er wünscht rieselt ein lauwarmer Bach mir über meine nackten Füße... denn die Wärmflasche ist ausgelaufen. Ich liege in einem nassen Bett, und auf das Dienstmädchen fluchend, die den Verschluß der Wärmflasche zu lose angeschraubt, halb schon wieder in sanftem Schlaf, beginne ich vom Eismeer zu träumen.[123]