[301] Ein Auflauf. – Zuerst ein Greis und andere, bald darauf zwei Cherusker, welche eine Person aufführen, die ohnmächtig ist. Fackeln. Volk jeden Alters und Geschlechts.
DER GREIS mit aufgehobenen Händen.
Wodan, den Blitz regierst du, in den Wolken:
Und einen Greul, entsetzensvoll,
Wie den, läßt du auf Erden sich verüben!
EIN JUNGES MÄDCHEN.
Mutter, was gibt's?
EIN ANDERES.
Was läuft das Volk zusammen?
DIE MUTTER mit einem Kinde an der Brust.
Nichts, meine Töchter, nichts! Was fragt ihr doch?
Ein Mensch, der auf der offnen Straß erkrankte,
Wird von den Freunden hier vorbeigeführt.
EIN MANN indem er auftritt.
Habt ihr gesehn? Den jungen Römerhauptmann,
Der plötzlich, mit dem Federbusch, erschien?
EIN ANDERER.
Nein, Freund! Von wo?[301]
EIN DRITTER.
Was tat er?
DER MANN.
Was er tat?
Drei'n dieser geilen apennin'schen Hunden,
Als man die Tat ihm meldete,
Hat er das Herz gleich mit dem Schwert durchbohrt!
DER GREIS.
Vergib mir, Gott! ich kann es ihm nicht danken!
EIN WEIB aus dem Haufen.
Da kommt die Unglücksel'ge schon heran!
Die Person, von zwei Cheruskern geführt, erscheint.
DER GREIS.
Hinweg die Fackeln!
DAS VOLK.
Seht, o seht!
DER GREIS.
Hinweg!
– Seht ihr nicht, daß die Sonne sich verbirgt?
DAS VOLK.
O des elenden, schmachbedeckten Wesens!
Der fußzertretnen, kotgewälzten,
An Brust und Haupt, zertrümmerten Gestalt.
EINIGE STIMMEN.
Wer ist's? Ein Mann? Ein Weib?
DER CHERUSKER der die Person führt.
Fragt nicht, ihr Leute,
Werft einen Schleier über die Person!
Er wirft ein großes Tuch über sie.
DER ZWEITE CHERUSKER der sie führt.
Wo ist der Vater?
EINE STIMME aus dem Volke.
Der Vater ist der Teuthold!
DER ZWEITE CHERUSKER.
Der Teuthold, Helgars Sohn, der Schmidt der Waffen?
MEHRERE STIMMEN.
Teuthold, der Schmidt, er, ja!
DER ZWEITE CHERUSKER.
Ruft ihn herbei!
DAS VOLK.
Da tritt er schon, mit seinen Vettern, auf![302]
Ausgewählte Ausgaben von
Die Hermannsschlacht
|
Buchempfehlung
Die Ausgabe enthält drei frühe Märchen, die die Autorin 1808 zur Veröffentlichung in Achim von Arnims »Trösteinsamkeit« schrieb. Aus der Publikation wurde gut 100 Jahre lang nichts, aber aus Elisabeth Brentano wurde 1811 Bettina von Arnim. »Der Königssohn« »Hans ohne Bart« »Die blinde Königstochter« Das vierte Märchen schrieb von Arnim 1844-1848, Jahre nach dem Tode ihres Mannes 1831, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Gisela. »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns«
116 Seiten, 7.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro