Dritter Auftritt.

[8] Pumphia, Diese kommet ganz hinten an der linken Seiten heraus.


PUMPHIA.

Grausamer Anblick von Verwundten, und von Todten,

Sie sind vom Blut so roht, wie Krebse, die gesotten.

Schlägt dann des Himmels Zorn nur allzeit auf uns zu,

Thron, Kron, und Reich ist weg, uns bleibt nicht ein paar Schuh.

Muß wegen meiner dann ein ganzes Land verderben?

Muß wegen meiner dann die halbe Welt fast sterben?

Ach! meiner Schönheit Glanz hat es dahin gebracht,

Daß alles wird zerfleischt, daß alles zupft, und kracht.

Der Himmel hat mir auch so viele seltne Gaben

Gegeben, daß man mich zum Fressen lieb muß haben.

Ein Herz von Stahl, und Eiß wird weich durch meinen Blick,

Mit einem Wort, ich bin der Natur Meister-stück.

Das weiß auch Kulican, drum denkt er mich zu fischen,

Allein bey meiner Treu, mich wird er nicht erwischen.[8]

Nein, nein, da wird nichts draus, geh, spare dir die Müh,

Weil Pumphia gescheid, o die bekommst du nie.

Die Treue, die ich dir mein Faustibus geschworen,

Bleibt unveränderlich, die ist mit mir geboren.

Und so wird allezeit mein Herz das deine seyn,

Und du, herzliebster Schatz, wirst mein stäts seyn allein.

Ja, herziger Gemahl! das Pfand von deiner Liebe

Mein junger Micketey vermehret meine Triebe,

Und so verfluch ich dich, grausamer Wütterich!


Kulican hat ruckwerts zugehöret, und kommet bey dem letzten Vers hervor.


KULICAN.

Prinzeßin! fluche nicht, erstaun, betrachte mich!

PUMPHIA voll Schröcken.

O Himmel! ich vergeh, man lasse mir zur Ader:


Sie will in Ohnmacht fallen.


KULICAN.

Prinzeßin! tröste dich, hier steht dein treuer Bader.

Dein Unglück hat ein End, dein Glücke steht bey dir.

PUMPHIA.

Geh, du bist mir verhast, als wie das saure Bier.

KULICAN.

Dein Zucker-süsser Blick kann alles gleich versüssen.


Will sie umarmen.


PUMPHIA.

Und ich will also gleich dein schwarzes Blut vergiessen.


Zornig ziehet einen grossen Taschen-feidel aus dem Sack, und will Kulican ermorden.


KULICAN aengstig.

Holla! entwaffnet sie.


Die Soldaten nehmen der Pumphia, welche sich widersetzet, den Taschen-feidel weg.

Zärtlich.


Was hab ich Dir gethan?

PUMPHIA zornig.

Wie, du befragst mich noch? du grausamer Tyrann[9]

Hast du mein ganzes Reich nicht völlig aufgerieben,

Mir ist von meinem Schatz nichts als der Rock geblieben.

Mein armer Vatter, ach! der sorgt jetzt in der Flucht,

Wie er sein Stücklein Brod bey fremden Völkern sucht,

Und du, du darfst annoch, was du gethan, mich fragen?


Sie weinet.


KULICAN.

Prinzeßin! hemme doch dein Heulen, und dein Klagen.

Dein Thron, dein Königreich, und alles ist ja da,

Nur stille deinen Schmerz, Prinzeßin Pumphia!

Auch den geraubten Schatz, den will ich dir gleich geben.


Nimmt die Kleider, so er von dem Großvezier bekommen, und indessen einen Soldaten zu halten gegeben, wieder von ihm, und gibt sie der Prinzeßin, diese stellt sich ganz vergnügt, gibt die Kleider dem alten Weib, welche ihr den Schlep nachtraget.


PUMPHIA.

Ach! dieser giebet mir aufs neu ein andres Leben.

Du aber packe dich.

KULICAN.

O das ist wol zu grob,

Was ich anjetzt gethan, verdienet Preis, und Lob.

PUMPHIA.

Wie? was? du wilst noch Lob, du wilst, ich soll dich preisen

Für deine Grausamkeit, ich will dir gleich was weisen.


Hebt die Hand auf, dem Kulican eine Ohrfeigen zu geben.


KULICAN vor sich.


Halt die Hand vor das Gesicht.


Was grosser Heldenmut! ach Pumphia! ach sieh!

Wie ich als Herz, und Sclav auf meinen Knien knie.


Er kniet.


PUMPHIA zärtlich.

Du hast mein Krieges-heer ja gänzlich aufgerieben,

Mein Vatter ist zugleich von deiner Faust geblieben.

Geh weg[10]

KULICAN.

Ach schweige doch! ich habe nichts gethan,

Kein Hund ist von mir tod, viel weniger ein Mann.

Ich war, so lang die Schlacht, in meinem Zelt verstecket.

PUMPHIA hebt ihn freundlich auf.

Steh auf, und lasse mich, eh sich mein Zorn erwecket.

Ich will, und mag dich nicht, ich kann nicht Deine seyn,

Ich hab ja nur ein Herz, und das ist nicht mehr mein.

Und wer dasselbe hat, das will ich dir nicht sagen.

KULICAN.

Ach! ja, ich hoffe doch, wann ich dich solte fragen?


Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 8-11.
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