Das Lied von der Rache
Nach der Weise: »Am Rhein, am Rhein!«

[120] Heran, heran! – Die Kriegstrompeten schmettern.

Heran! Der Donner braust! –

Die Rache ruft in zack'gen Flammenwettern

Der deutschen Rächerfaust!


Heran, heran zum wilden Furientanze,

Noch lebt und glüht der Molch!

Drauf, Brüder, drauf mit Büchse, Schwert und Lanze,

Drauf, drauf mit Gift und Dolch!


Was Völkerrecht? – Was sich der Nacht verpfändet,

Ist reife Höllensaat.

Wo ist das Recht, das nicht der Hund geschändet

Mit Mord und mit Verrat?


Sühnt Blut mit Blut! – Was Waffen trägt, schlagt nieder!

's ist alles Schurkenbrut!

Denkt unsres Schwurs, denkt der verrat'nen Brüder

Und sauft euch satt in Blut!


Und wenn sie winselnd auf den Knien liegen

Und zitternd Gnade schrei'n –[120]

Laßt nicht des Mitleids feige Stimme siegen,

Stoßt ohn' Erbarmen drein!


Und rühmten sie, daß Blut von deutschen Helden

In ihren Adern rinnt –

Die können nicht des Landes Söhne gelten,

Die seine Teufel sind.


Ha, welche Lust, wenn an dem Lanzenknopfe

Ein Schurkenherz zerbebt

Und das Gehirn aus dem gespalt'nen Kopfe

Am blut'gen Schwerte klebt!


Welch Ohrenschmaus, wenn wir bei Siegesrufen,

Vom Pulverdampf umqualmt,

Sie winseln hören, von der Rosse Hufen

Auf deutschem Grund zermalmt!


Gott ist mit uns! – Der Hölle Nebel weichen,

Hinauf, du Stern, hinauf!

Wir türmen dir die Hügel ihrer Leichen

Zur Pyramide auf!


Dann brennt sie an, – und streut es in die Lüfte,

Was nicht die Flamme fraß,

Damit kein Grab das deutsche Land vergifte

Mit überrhein'schem Aas!

Quelle:
Theodor Körner: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1893, S. 120-121.
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