|
[29] Vorige, ohne Paprutowitsch.
Zriny geht nach dem Hintergrunde und liest.
VILACKY zu Alapi.
Ihr habt soeben rüst'ge That vollendet;
Von einem kühnen Zuge kehrt Ihr heim?
ALAPI.
Den Mehmed Beg erschlugen wir bei Sziklas,
Viertausend Türken sind ihm nachgefolgt,
Und an dreihundert zählt man der Gefangnen.
EVA.
Solch kühner Sieg gelang Euch lange nicht.
HELENE.
Bist du nun glücklich, Lorenz?
JURANITSCH.
Ob ich's bin?
Ein ganzer Himmel hat sich aufgethan!
Ich fühle mich so reich! denn nicht gewonnen
Hab' ich dich nur, ich habe dich erkämpft!
HELENE.
O stolzer Mann! Ist dir die Liebe denn,
Die unverdiente, nicht auch süß gewesen?
Ist meine Liebe nicht ein frei Geschenk,
Dem Helden nicht, dem Jüngling zugesprochen?
EVA.
Mein Herr ist sehr vertieft, gehn wir zurück.
ALAPI.
Mir scheint, der Brief mag schlechte Botschaft bringen.
VILACKY.
Freund, im Vertrauen, diesmal gilt's blut'gen Erust.
Wenn nur die Weiber aus dem Schlosse wären!
Sie ziehen sich zurück.
ZRINY ist vorgetreten und spricht für sich.
Ich soll mich halten, auf Entsatz nicht hoffen,
Soll ehrlich stehn bis auf den letzten Mann;
Noch sei sein Heer zu schwach, noch könn' er nicht
Der ganzen Christenheit gemeines Wohl
Auf eines einz'gen Tages Würfel setzen. –
Bei Raab verschanzt, erwarte er den Großherrn;
Er kenne mich und mein geprüftes Volk,
Es gelte jetzt, fürs Vaterland zu sterben! –
Ein großes Wort! – Du kennst mich, Maximilian!
Ich danke für dein kaiserlich Vertrauen.
Du kennst den Zriny, du betrügst dich nicht.
Nicht schönern Lohn verlangt' ich meiner Treue,
Als für mein Volk und meinen ew'gen Glauben[29]
Ein freudig Opfer in den Tod zu gehn! –
Doch, Zriny, halt! wo denkst du frevelnd hin?
Vergißt du so dein Weib und deine Tochter? –
Sie müssen fort, sogleich – nach Wien – zum Kaiser. –
Nein, das geht nicht; das Volk verliert den Mut,
Sieht es die Führer so am Glück verzweifeln.
Schon zweimal ward die Feste hart berennt,
Und Weib und Tochter ließ ich hier im Schlosse. –
Die Burg ist stark, das Volk geprüft und treu.
Im letzten Notfall gibt's geheime Wege. –
Sie mögen bleiben! – Wie's das Glück auch spielt,
Das Vaterland darf jedes Opfer fordern,
Zum Heldentod ist auch kein Weib zu schwach. –
Wohlan, sie mögen bleiben! – Kaiser Max!
In diesem Kampf bewährt sich meine Treue.
Mein ganzes Haus für dich und für dein Volk,
Mein höchstes Gut für unsern ew'gen Glauben –
Nichts ist zu kostbar für das Vaterland!
Ausgewählte Ausgaben von
Zriny
|
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro