[1560] Julius. Cäcilia.
JULIUS. Sie haben befohlen; – Bietet ihr einen Stuhl – Sie setzen sich.
CÄCILIA etwas verwirrt. Verzeihen Sie Prinz, ich habe Ihnen Dinge zu sagen, bei denen Sie es vergessen müssen, daß ich ein Mädchen bin, Dinge, die sonst nur der Freund dem Freund, die Freundin der Freundin entdeckt.[1560]
JULIUS. Sie machen mich äußerst aufmerksam.
CÄCILIA. Sie wissen es, wie Blanka und ich uns liebten – Wir sind an einem Tage geboren, und füreinander geschaffen. Schon in der frühesten Kindheit, beschworen wir den Bund der unverbrüchlichen Treue, und schlangen die kleinen Arme ineinander, um zusammen durch das Leben zu dringen. – Sie haben mir vieles zu verdanken – durch unsre warme Freundschaft reifte Blankas Herz für ihre überschwengliche Liebe; ich habe diese Liebe genährt und gepflegt, von der Zeit an, da Blanka sprach: »der Prinz ist reizend«, bis dahin, da sie ausrief: »Julius, Julius, Inbegriff aller Vollkommenheiten.«
JULIUS springt auf. Ihre Liebe bildete mich zu einem Gotte. – Beim Himmel ich schätzte ihre Lobeserhebungen nicht halb so hoch, wenn sie wahr wären!
CÄCILIA gerührt. Lassen Sie uns von Blanka abbrechen, ich bin nicht gekommen, um zu weinen. Nur das muß ich Ihnen sagen, ich halte ihre Liebe für ein heiliges Feuer, das jeden, der es zu entweihen wagte, verzehren würde.
JULIUS. Ich verstehe Sie nicht.
CÄCILIA. Haben Sie Geduld, und erfahren Sie hiemit das erste Geheimnis meines Herzens. Ich habe der Liebe auf ewig entsagt, frei geboren, will ich auch frei sterben, ich kann den Gedanken nicht ausstehn, die Sklavin eines Mannes zu werden, das Wort Heirat klingt mir wie ein Gerassel von Ketten, und der Brautkranz kömmt mir vor, wie der Kranz der Opfertiere.
JULIUS. Cäcilia ich bewundre Sie.
CÄCILIA. Wollen Sie mich durch eine Schmeichelei erinnern, daß ich ein Mädchen bin? Sie verbinden mich nicht, ich hasse mein Geschlecht, ob ich gleich kein Mann sein möchte.
JULIUS. Ich weiß nicht, was ich weiter denken soll; – Sie haben mich in ein Labyrinth geführt.
CÄCILIA indem sie aufsteht. Gut, so will ich Sie herausfuhren: – Ihr Vater hat uns füreinander bestimmt. Geht schleunig ab.
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Julius von Tarent
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