[32] Leutnant v. Schönau-Wehr und Unteroffizier Albes.
In einem der ersten Hererogefechte
Steht eine Seitendeckung im Dorn.
Die Kaffern drängen in großen Massen
Auf die Abteilung mit Geschrei und Zorn.
Schon kommen sie in den Busch gelaufen,
Da springt der Leutnant alleine vor.
Ein Schuß trifft sein Knie, er sinkt zusammen,
Doch behält er die Leitung wie zuvor.
Unverbunden liegt er im Sande,
Sein Kommando tönt hell, der Feind muß zurück.
Bis zum Abend dauert das Ringen,
Da glänzt dem Leutnant das Siegesglück.
Nun wird er vorsichtig aufgehoben;
Ein Heilschnitt dort ist unmöglich, o Not.
Aber nirgends ist ein Ochsenwagen,
Er muß hier warten auf den Tod.
Ein junger Unteroffizier will helfen,
Er trägt mit drei andern den Leutnant fort;
Durch hundertunddreißig Kilometer
Tragen sie ihn bis zum sichern Ort.
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Durch Busch und Wüste, durch Dorn und Dickicht,
Über holprichte Wege auf und ab,
Langsam, langsam kommen sie vorwärts,
Wie müde Greise am Pilgerstab.
Schon will ihnen manchmal die Kraft versagen,
Schon sind sie alle dem Umfallen nah.
Doch sie haben ihn Schritt für Schritt weiter getragen,
Und endlich, endlich sind sie da.
Der Leutnant bat oft, ihn liegen zu lassen,
Aber stets blieb ihre Mühe bereit,
Bis sie mit zähstem Herzschlag am Ziel sind,
Noch grade zur letzten und rechten Zeit.
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