Wilde Rose

[50] Es war eine sternenlose,

Von Blitzen schwang're Nacht,

Da ist die wilde Rose

Zum vollen Blühn erwacht.


Da kamst du still gegangen,

Da flogst du auf mich zu.

Ich hielt dich jubelnd umfangen,

Du wilde Rose du!


Es fiel kein Tau, kein Regen,

Die Donner rollten fern,

Es war kein Heil, kein Segen,

Kein Glück für uns, kein Stern.


Und durch die regungslose,

Gewitterschwüle Luft

Ergoß die wilde Rose

Allein noch süßen Duft.

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 50.
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