Fürbitte

[89] Gedenke, daß du Schuldner bist

Der Armen, die nichts haben,

Und deren Recht gleich deinem ist

An allen Erdengaben.

Wenn jemals noch zu dir des Lebens

Gesegnet goldne Ströme gehn,

Laß nicht auf deinen Tisch vergebens

Den Hungrigen durchs Fenster sehn,

Verscheuche nicht die wilde Taube,

Laß hinter dir noch Ähren stehn

Und nimm dem Weinstock nicht die letzte Traube!

Quelle:
Hermann von Lingg: Ausgewählte Gedichte, Stuttgart u. Berlin 1905, S. 89.
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