[130] Wer kühn empor des Lebens Höhen schreitet,
Auf Jeden lauert endlich ein Bezwinger;
Der klarste Geist, der Wahrheit treuster Jünger
Dringt vorwärts, rastlos, bis er wankt und gleitet.
Der Held, erst von Besonnenheit geleitet,
Bald übersieht er's, daß ihn warnt ihr Finger.
Er wird Erobrer, wird Verderbenbringer,
Bis alle Welt verbündet ihn bestreitet.
Und gab's ein Volk, das, wenn es sich befreite,
Nachdem es kaum den Freiheitsrausch gekostet,
Den Kelch, aus dem's geschöpft, nicht auch entweihte?
Wo loht die Flamme, welche nie verglostet?
Wo blitzt ein Schwert, bewährt im scharfen Streite,
An dem nicht doch zuletzt ein Flecken rostet?