Der Laubenkolonist

[405] (10. März 1907.)


Ich armer Laubenkolonist,

Da sitz' ich nun mit meinem Mist

Und kann ihn nicht gebrauchen;

Es steigert mich der Magistrat,

Der Kuckuck baue nun Salat,

Es lohnt nicht mehr das Jauchen!


Das Gärtchen war so schön bestellt,

Der Teufel seinen Schwanz drauf hält,

Nun wird sich's nicht mehr lohnen;

Wir sind doch nicht in Kanaan,

Es hängen an den Stangen dran

Doch man bloß Vietsebohnen!


Die Hamaus frißt den Sellerie,

Kartoffeln, die geraten nie,

Der Appelbaum trägt Prümmel;

Der Porro wird so lang wie'n Mann,

Doch setzt er keine Bollen an,

Das weiß der liebe Himmel!


Die Erdbeern holt sich Spatz und Star,

Radieschen werden mächtig zwar,[405]

Doch dafür sind sie stockig;

Das bißchen, was noch übrigbleibt,

Dann unser Magistrat eintreibt,

Da wird ein Bählamm bockig!


Was soll ich mit der Laube nun

Und mit der grünen Banke tun

Und den zwei Rosenstöcken?

Mein Geld, das ist doch nicht von Blei,

Der Magistrat denkt nichts dabei,

Ich kann am Proppen lecken!


Ich tret' dem Bund der Landwirt' bei

Und mache da ein Mordsgeschrei

Um Kompensationen;

Denn kommt erst der Kanal hier durch,

Bin ich erst recht in Merseburg

Mit meinen Vietsebohnen!

Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 405-406.
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