[14] Die Mutter mahnt mich abends:
»Trag Sorg zur Ampel, Kind!
Jüngst träumte mir von Feuer –
Auch weht ein wilder Wind.«
Das Flämmchen auf der Ampel,
Ich lösch es mit Bedacht,
Das Licht in meinem Herzen
Brennt durch die ganze Nacht.
Die Mutter ruft mich morgens:
»Kind, hebe dich! 's ist Tag!«
Sie pocht an meiner Türe
Dreimal mit starkem Schlag
Und meint, sie habe grausam
Mich aus dem Schlaf geschreckt –
Das Licht in meinem Herzen
Hat längst mich aufgeweckt.
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte (Ausgabe 1892)
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