Fünfter Auftritt.

[557] Montan, Doris, Chloe, Damöt, Sylvia.


MONTAN.

Kinder wartet doch. Wohin?

DAMÖT.

Auf unsre Flur.

MONTAN.

So folgt ihr ohne mich den Trieben der Natur?

Ich hab es euch gesagt und wills noch einmal sagen,

Ihr werdet, was ihr thut einmal zu spät beklagen.

SYLVIA.

Montan, was thun wir denn?

MONTAN.

Daß ihr beysammen seyd,

Das ist nicht recht.

DORIS.

Warum?

CHLOE.

Weil es Montan verbeut.

MONTAN.

Und Doris, du sollst zwar noch den Silvander sehen,

Doch, daß du Abschied nimmst.

DORIS.

Das wird wohl nicht geschehen.[558]

CHLOE.

Allein, Silvander geht. Willst du so trotzig seyn,

Und ihn so lassen gehn? Es wird dich schon gereun.

MONTAN.

Ja, ja, er geht, und hat mirs für gewiß entdecket.

DORIS.

Glaubst du, Montan! daß mich dein leeres Drohen schrecket?

CHLOE.

Erschrick doch nur.

DORIS.

Ich will für den Silvander stehn,

Gieng er, er bäte mich, ich müßte mit ihm gehn.

MONTAN.

Seht doch die Schäferinn, wer hat dich das gelehret?

DORIS.

Mein und Silvanders Herz.

CHLOE.

Ich glaub es, eh sie schwöret.

MONTAN.

Dein und Silvanders Herz sind Lügner.

DORIS.

Nein, Montan!

Silvander soll mich fliehn? Nein, nein, das geht nicht an.

Wenn er mich könnte fliehn; so müßt er mich nicht lieben.[559]

MONTAN.

Denkst du, er liebt dich?

DORIS.

Ja.

MONTAN.

Wo ist mein Zweck geblieben?


Sylvia und Damöt winken stets einander.

Zu ihnen.


St, st. Ich glaube gar, daß ihr bey Seite geht,

Tritt dorthin, Sylvia! und du hieher Damöt.

DAMÖT.

Hier bin ich.

SYLVIA.

Nun was denn?

MONTAN.

Bleibt beyde nur so stehen,

Und geht nicht eher weg, bis ich euch heiße gehen.

DORIS.

Nun, wo trett ich denn hin?

MONTAN.

Wohin du willst.

CHLOE.

Und ich?

MONTAN.

Du lose Schmeichlerinn!

CHLOE.

Das ist ein Lob für mich.

Montan versteht mich schon – – Ich seh Silvandern kommen,[560]

Und Corydon mit ihm. Was hat er unternommen?

MONTAN.

Gut, es bedeutet nichts; sie müssen beyde sehn.

CHLOE.

Damöt und Sylvia?

MONTAN.

Ich will für alles stehn.


Quelle:
Christlob Mylius: Vermischte Schriften. Berlin 1754, S. 557-561.
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