In den Cascinen

[39] In den Cascinen steht ein Baum,

Den meinen Freund ich nannte.

Dort ruht' ich oft in wachem Traum

Wenn heiß die Sonne brannte.


Und wenn dann auf die müde Welt

Herabsank mächt'ges Düster,

Da drang aus seinem Laubgezelt

Ein geisterhaft Geflüster.


Er ließ die Blüthen duftig weiß

Auf mich hernieder regnen,

Als wollte er, ein Priestergreis,

Mein Haupt, das müde, segnen! –
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Jetzt irr' ich mit umflortem Blick

Auf dürr versengten Matten

Und trauernd sehn' ich mich zurück

In seinen linden Schatten.


Und soll er einst vom Todesstreich

Der scharfen Axt erbeben,

Dann fällt mit diesem Baum zugleich

Ein Theil von meinem Leben!

Quelle:
Betty Paoli: Neue Gedichte. Pest 21856, S. 39-41.
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