Wunsch!

[48] Nimmer werde mir ein Glück gegeben,

Das nicht Alle, Alle die da leben

Ueberströmt, mit gleichem tiefem Heil!

Tragen will ich, dulden und vermissen

Lieber, als um einen Segen wissen,

Der nicht aller Kreatur zu Theil!


Keinen Vorzug will ich vor den Andern,

Nicht auf weichen Blumenpfaden wandern,

Während ihre Bahn durch Wüsten geht,

Und nicht treten in die Himmelshalle

Wenn die helle Pforte nicht für Alle

Aufgethan und weit erschloßen steht.
[49]

Denn ein Vorzug, mir allein gegeben,

Müßte mich als bitt're Scham durchbeben,

Und ich litte, in der Freude Schooß!

Du, für die im Innersten ich brenne,

Meine Menschheit! keine Gnade trenne

Von dem deinen, deines Kindes Loos!

Quelle:
Betty Paoli: Neue Gedichte. Pest 21856, S. 48-50.
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