Rath

[258] Willst du den Frieden dir erstreben,

Der aller Güter höchstes heißt,

So sieh in Welt, Natur und Leben

Nur einzig Stoff für deinen Geist!


Bewält'ge alle Schickssalsspenden,

Das Glück, das Leid, mit jener Macht,

Die in des Bildners weisen Händen

Aus rohem Marmor Götter schafft!


O schwinge die gefeite Wehre,

Die huldvoll dir ein Gott geschenkt,

Daß rein zum Kunstwerk sich verkläre,

Was in dir athmet, fühlt und denkt!
[259]

Und strahlt das Werk voll Größ' und Milde

In der Vollendung heiterm Licht,

Was thut es, wenn vor seinem Bilde

Der Künstler todt zusammenbricht?! –

Quelle:
Betty Paoli: Neue Gedichte. Pest 21856, S. 258-260.
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