Von Schimpff das 35.

[28] Die Katz solt der Keß hüten.


Es was einmal ein Buer, wol ein halber Nar, der het ein gůten Keß in einem Trog oder in einem Kensterlin. Da kamen im die Müß darüber und assen im den Keß. Der Bauer het ein grose Katzen, die satzt er in den Trog, sie solt im des Keß hüten. Die Katz fraß die Müß und den Keß.

Also thůn etwan die grosen Prelaten und Herren auch, die setzen etwan Amptlüt den armen Lüten zů gůt und etwan auch zů einer Straff, und den armen[28] Burgern das Ir nemen, wie sie mögen, und sie darzu umbringen und inen ir blutigen Schweiß ußsaugen. Als man etwan Banwarter setzt und Hüter, und niemans hütet aber ir; sie thůn den armen Lüten etwan den grösten Schaden, da in den Reben, da in den Gärten. Es wer Not, das mancher Decker das Dach deckt, das es nit uff das Dach regnet, damit man drucken in dem Hauß wonen möcht.

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Johannes Pauli: Schimpf und Ernst. Teil 1. Berlin 1924, S. 28-29.
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