[154] An Serena.
Erast, den stiller Mangel drückte,
Saß einst im dunkeln Lindenhayn,
Der seines Fürsten Garten schmückte,
Und fühlte schlummernd noch die Pein
Der schwärzern Zukunft, die ihn schreckte,
Als ihn im nächsten Bogengang
Das Aechzen eines Mädchens weckte.
Er lauscht; mit lauten Schluchzern rang
Die dumpfe Stimme: Gott wie lang
Verbirgst du dich! Du hast gehöret
Was dieser Reiche für das Brod,
Wodurch er meines Vaters Noth
Erleichtern will, von mir begehret.
Erasten schwoll das Herz, er zog
Sein letztes Gold heraus und flog,
Von süßem Mitleid angefeuert,
Zur Fremden hin; sie war verschleyert.
Nimm, sprach er, Edle, dieß zum Pfand
Der Ehrfurcht, nicht zum Tugendlohne;
Es ist gering, doch rein die Hand
Des Gebers. – Himmel! rief Theone,[155]
Er ists, mein Vater! – Wie? mein Kind!
Sie wars. Er küsset jede Thräne,
Die von der Tochter Wange rinnt
Entzückt hinweg. O feyrt die Scene,
Ihr Engel, sie ist euer werth!
Doch plötzlich wurden sie gestört.
Philint, der Schmuck der Erdensöhne,
Der alles gierig angehört,
Sprang aus dem Busch: Erhabne Seele!
Sprach er mit glühendem Gesicht
Zur Schönen: meine Hand, wo nicht,
Die Hälfte meiner Güter – wähle!
Du, die Theonens Geist beseelt,
Serena, reich an edeln Thaten,
Dein Herz wird ohne mich errathen,
Was sie gefühlet und gewählt.
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