Über Joh. 19, 30.

[218] Mel.: Hilff, Herr Jesu, laß gelingen u.s.w.


1.

Alles ist zur Endschafft kommen,

Alles ist schon vollenbracht,

Sünd und Schuld sind weg genommen;

Nun kan auch deß Satans Macht

Gottes Kinder nicht mehr kränken

Noch in seinen Pfuhl versenken.


2.

Alles hab' Ich wol verrichtet,

(So spricht Jesus, Gottes Sohn,)

Höll' und Tod sind gahr vernichtet.

Schaut, die Thür zum Gnadentrohn'

Ist nun Gottes Haußgenossen

Frölich wiedrum auffgeschlossen!


3.

Alles, was der Mensch begangen,

Hab' Ich gäntzlich abgethan,

Ja das Haubt der alten Schlangen

In der bittern Leidens-Bahn

So zerknirschet, daß ihr Toben

In die Tieff' ist nun verschoben.


4.

Endlich ist die Hülffe kommen,

Welch' erwiesen mit der That,

Was die gantze Schaar der Frommen

Tausendmahl gewünschet hat,

Hülff' auß Zion, die vom Bösen

Kont' Israels Volk erlösen.


5.

Frölich kan mein Hertz itz preisen

Unsern Gott, der solche Treü

Hat gewolt der Welt erweisen.

Ach! Sein' Hülff ist täglich neü.

Niemand darff hinfohrt verzagen,

Christus hat den Zorn getragen.


6.

Liebster Jesu, sei gegrüsset,

Sei gegrüsset tausendmahl;

Hast Du willig doch gebüsset

Für die Sünd' ohn' End' und Zahl

Und so wol für Bös' als Frommen

Gottes Grimm auff Dich genommen.


7.

Jesu, Du hast außgezogen

Fürstenthümer und Gewalt,

Welche durch die Wolken flogen,

Ja die Welt bezwungen bald.

Aber in den Leidens Stunden

Sind Sie Siegreich überwunden.


8.

Jesu, solten wir nicht danken

Deiner Güht' und grossen Macht,

Welche dieses sonder wanken

Kräfftiglich hat vollenbracht?

Sintemahl wir nunmehr wissen,

Daß wir sind von Gott entrissen.


9.

Frölich bin Ich itz von Hertzen,

Nachdemahl Ich sicher weiß,

Daß durch deine Todes Schmertzen

Ich dein liebster Bruder heiss',

Auch Vergebung aller Sünden

Schnel in deinem Bluht kan finden.
[218]

10.

Christus hat den Tod verschlungen,

Ja verschlungen in den Sieg.

Ist der Würger nun bezwungen,

Ey so kan hinfohrt sein Krieg

Lauter nichts an Mir gewinnen.

Trolle Dich, O Tod, von hinnen.


11.

Das Gesetz mag immer wühten,

Wider Mich besteht es nicht.

Christus Tod kan Mich behühten,

Wenn der Fluch mich stark ansicht.

Das Gesetz' ist längst erfüllet

Und zugleich der Zorn gestillet!


12.

Sperre grimmig auff den Rachen,

Du verfluchter Höllenschlund,

Nunmehr kan Ich deiner lachen;

Jesus hat biß auff den Grund

Deinen Schwefelpfuhl zerstöret

Und den Himmel Mir verehret.


13.

Satan, magst Du Mir noch dreüen?

Ist doch alles vollenbracht!

Nimmermehr werd' Ich Mich scheüen,

Stoltzer Geist, für deiner Macht.

Jesus, der Dich hat bekrieget,

Hat auch tapfer Dich besieget.


14.

Jesu, Dir sey Lob gesungen,

Daß Du Teüffel, Höll' und Tod

Hast durch deinen Tod bezwungen.

Lass', Herr, in der letsten Noht,

Wenn der Tod Mich will erstikken,

Mich Dein »Vollenbracht« erquikken.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 2, Hildesheim 1964, S. 218-219.
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