Uber das hochheilige Evangelium am Festtage Johannis des Täuffers, Luk. 1.

[294] Melodie: Herr Christ, thu Mir verleihen, u.s.w.


1.

Gelobt sei Gott mit Freüden,

Der uns besuchet hat,

Als wir in Angst und Leiden

Doch funden nirgends Raht,

Da Niemands Witz noch Pracht

Uns Arme konte schützen

Noch aus der Höllen Pfützen

Erlösen uns mit Macht.


2.

Gelobt sei Gott mit Schalle,

Der uns zur rechten Zeit

Von dem so schwehren Falle

Gahr gnädig hat befreit,

Der Ein so klahres Licht

Im Wohrt' uns angezündet,

Worauf das Hertz Sich gründet,

So das Es wanket nicht.


3.

Gelobt sei Gott mit Singen,

Der uns Sein Kind geschenkt,

Das uns für allen Dingen

Des Vatters Hertz zulenkt,

Ja stärket unsern Muht

In Trübsahl, Angst und Zagen,

Vertreibt der Höllen Plagen,

Bringt uns das höchste Guht.


4.

Gelobt sei Gott mit Danken,

Der aus der finstern Höhl'

Und des Versuchers Schranken

Erlöset unsre Seel'.

Ach Gott! Es hat uns sehr

Der Sünden Last gedrükket,

Der Tod hielt uns verstrikket

Und schrekt' uns mehr und mehr.


5.

Der Wille war gebunden

Mit Ungerechtigkeit,

Die Sinnen überwunden

Durch Bößheit weit und breit;

Wir sassen in der haft,

Da das Gesetz uns plagte,

Des Höchsten Grim uns gnagte,

Die Höll' uns zittern schafft'.


6.

Aus solchen Marterketten

Vermocht' in diser Welt

Uns kein Geschöpf zu retten

Als bloß der starke Held,

Der Heiland Jesus Christ:

Der hat uns Fried' erworben,

Nachdem' Er erst gestorben,

Hernach erstanden ist.


7.

Der hat Sein Volk gerochen,

Der hat uns groß gemacht,

Der hat das Joch zerbrochen,

Die Freiheit wiederbracht;

Der hat mit starker Hand

Die Feind' hinweg gejaget,

So daß Sie gantz verzaget

Nicht halten Fuß noch Stand.


8.

Doch dises ist geschehen

Durch kein vergänglichs Guht:

Zur Marter must' Er gehen

Und stürtzen Selbst Sein Bluht,

Durch welches wir allein

Mit Freüdigkeit empfinden

Vergebung unsrer Sünden;

Diß Bluht macht alles rein.
[294]

9.

Gelobt sei Gott von Hertzen,

Der durch Ein starkes Hohrn

Gedämpft der Sünden Schmertzen,

Auch Seinen eignen Zorn.

Diß Horn ist unser Heil,

Das uns kan treflich nützen,

Ja Leib und Seel beschützen

Für manchem Satans-pfeil.


10.

Diß Horn kan die Tyrannen

Bald legen in den Staub,

Wen Sie den Bogen spannen,

Zu ziehen auf den Raub:

Diß Horn ergreiffen wir

Auch in den höchsten Nöhten;

Wil uns die Welt gleich tödten,

So siegts doch für und für!


11.

Diß Horn wird stark geblasen

Durch alle Theil der Welt,

Wodurch des Satans Rasen

Zu Bodem wird gefellt;

Diß Horn begreift Ein Oel,

Das – (Trotz dem alten Drachen!) –

Kan König' aus uns machen,

Ja stärken Leib und Seel'.


12.

Gelobt sei Gott mit Freüden,

Der unser Missethat

Durch Christus Bluht und Leiden

Nun gantz getilget hat:

Der lass' uns für und für

Diß Grosse Werk erkennen

Und unsre Seelen brennen

In himlischer Begier.


Quelle:
A. Fischer / W. Tümpel: Das deutsche evangelische Kirchenlied des 17. Jahrhunderts, Band 2, Hildesheim 1964, S. 294-295.
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