Actus primus.

[10] Vier klein engel, demnach Michaël, Gabriël und sunst zwen andere engel mit blossen schwärdteren vertrybend uss dem himmel den Lucifer mit aller siner rott und gesellschafft der tüflen mit zweyen trummeten. ouch sol ein stuck büchssen abgeschossen werden. nach dem redt zuo inen der erst engel.


ERST KLEIN ENGEL.

Gott wirt an üch sin grimmikeit[10]

erfüllen uss sinr g'rechtigkeit,

nach sinem willen, uss sim wort,

uff dise stund, an disem ort.

ANDER KLEIN ENGEL.

Gotts g'richt, darzuo ouch sin urteil

hat g'sprochen ab üch alles heil,

die fröud der ewigen seligkeit,

der ir sind b'roubt in d' ewigkeit.

DER DRITT KLEIN ENGEL.

Ouch hat genommen gott, der herr,

all üwer zierd, schön', lob und eer,

und üch bcroubt der englen orden,

all sind ir yetzdan tüfel worden,

im ougenblick, mit form und g'stalt,

uss krafft des herren gott, und g'walt.

DER VIERT KLEIN ENGEL.

Die englisch eer und ritterschaft

ist gnommen üch uss gottes krafft,

sind all verglycht den würmen, schlangen;

drumb ir nit mögend gnad erlangen

umb gott, den herren, kein'r gestalt;

dann er ist herr und gilt sin g'walt.

wie wol bist g'syn du, Lucifer,

vor gott in sölcher grossen eer:

noch hat din zier und gwalt ein end,

und blybst verdampt in dim ellend.

MICHAËL.

O Lucifer! ein track der öde,

ein kind und schlang der morgenröte,

drumb das t' in din hertz hast genommen,

uss fräffne dacht, wie d' wöllest kommen

in d' himmel, stygen über d' sternen,

ob gott din stuol han, ob sin bergen

gen mitternacht den wottest setzen,

mit dem dich glych hast gott thuon schetzen:

so wüss, das gott din übermuot

ong'strafft nit lon wirt, han verguot.

darumb solt du geworffen werden

in d' hell des abgrunds under t' erden,[11]

in d' winckel gruoben mit din'r rott,

darumb das sy und du hand gott

geschmächt, geschendt dess heiligkeit,

den gott, der was von ewigkeit!

GABRIËL.

Du verflüechter schlang und öder wurm!

von gott erlydst' billich den sturm.

lang gnuog hat g'wärt din übermuot,

din hoffart, die gott hassen thuot.

wie gott hat g'stossen dich härnider

also kompt keiner ob sich wider,

besonder muoss im urteil blyben,

in ewiger straaff sin wyl vertryben

durch gottes raach mit dem ellend,

die niemermer wirt han ein end.

ERST ENGEL.

All sind ir kon umb gottes heil

durch sin gericht, straff und urteil;

da müend ir ewig g'fangen syn

in onentlicher straaff und grosser pyn.

syd ir onangefochten gefallen,

uss muotwill, wider gotts gefallen:

billich sond ir der hellischen pyn

ewigklich underworffen syn.

drumb kum herzuo, du öder schlang,

ein g'fangner blybst din läbenlang.

ANDER ENGEL gürtet den Lucifer in der weiche mit einer kettin, und spricht.

Grad yetzundan zuo disen stunden

mit diser kettin solt sin bunden,

von welcher dich wirt niemands lösen;

dann es das band ist aller bösen,

drumb üch verdampt hat selber gott,

gemacht üch all zuo 's tüfels rott.


Die engel gond hinwäg.


LUCIFER redt zuo sinen gesellen.

Ach wee und jamer, lieben g'sellen!

müend wir hie ewig in der hellen,[12]

im abgrundt unser läbtag syn,

in sölcher angst und grosser pyn?

hat's gott also g'füget und geschickt,

das unser eer durch sin gericht

uns hingnon ist, vertilgket gar,

also das kein zyt, noch kein jar,

zuodem ouch kein stund wirt nit g'funden,

ewig verdampt sind wir und bunden

on allen trost, in hell'scher pyn,

darinn dann wirt kein gnad nit syn?

müend ouch den engelschlichen nammen

verlassen gar und unsern stammen

und ewig blyben in dem orden?

secht zuo: all sind wir tüfel worden!

das grimpt und zürnt also min hertz!

wär kan uss sprechen disen schmertz,

den wir erlyden müend so grusam,

oneerlich, pynlich und mit scham?

darumb min hertz ist row fürwar,

toub, unsinnig worden gantz und gar.

ich wil, so vyl min krafft vermag,

gott hinderen, wenden sin radtschlag,

in allem, was er b'schaffen hat,

verwirren, im demnach unrat

anrichten dermass und anstifften,

ouch im all sine g'schöpfft vergifften.

darumb, Satan, z'erst radt zuo'r sach,

uff das werd g'schmächt, was gott hat gmacht;

so wil ich min hilff also bruchen,

ouch gott in allem überstruchen.

SATAN.

O mortliches mord! der jamer gross!

ach wee des bösen faal und stoss,

darinn wir sind und lydend all!

wär wirt uss sprächen unsern faal,

all unser jamer und elend,

das niemermer wirt han ein end?

dann grossen schmertz, pyn, not ich lyd.

darumb ich schweer und red uss nyd:[13]

gott wil ich alle sine sachen

verwirren, unglückhafftig machen;

und radt uff das in schnäller yl

(dann ich nitt lenger beiten wil):

ein posten wil ich rüsten lon,

der muoss uff gott still, heimlich gon

und siner radtschleg nemmen war,

in schlychen nach, gon hin und har,

yn trätten, uss mit solchen sinnen,

biss er gotts werck sicht und wirt innen.

wil gott dann meren 's ewig läben:

im wend wir also widersträben,

allen unrat, zwytracht stifften

und im sin g'schöpfften gar vergifften.

ERST TÜFEL.

Was grossen schmertzen lyd ich joch!

schwäbel und bäch, fhür, dampff und rouch,

das ist uns by, hat uns umbgäben.

sol das yetz sin unser wolläben,

so muoss gott geschmächt syn und g'schendt

in unserm jamer und ellend.

drumb ich min radt wil zöugen an

mit disen worten, z'best ich kan:

den posten will ich rüsten lassen,

in ylends schicken uff die straassen,

dermass im d' sach, also befälhen,

das gott nit künn sich, müg verstälen,

vor im verbergen in kein winckel,

es sye heiter oder dunckel.

ich wett's ouch im dermass ynbinden,

das in der post müest allwa'g finden,

damit er künd uff gottes sachen

fry sähen; was er wette machen,

und wie bald er das möcht' ersinnen,

der post gotts wercken wurde innen;

das er schnäll louff, lut siner pflichten

uns allsamm thäte er's berichten:

so wettend wir gott widerstruchen,

unser vernunfft und witzen bruchen,[14]

im hinderen demnach sine sachen,

das er nüt guots wurd künden machen.

DER ANDER TÜFEL.

Ist gott dann fromm, heilig und g'recht,

das er verdampt all unser g'schlächt,

und mögend nummen b'halten werden,

ouch sind verurteilt under d' erden

in den abgrund der hell'schen pyn,

da kein erlösung nit wirt syn:

so wil ich gott ouch schmähen, schenden,

grad wo ich bin, an allen enden,

drumb mir das ouch fast wol gefalt,

das bottschafft g'rüst' werd, hab den gwalt,

das er müg gon gott allthalb suochen

mit schweeren, lestern und mit fluochen,

damit, was gott well nen an d' hand,

der post im schnäll zum vorteil stand,

uff in dermass thuo, also gugken,

das vor im schaff gott nit ein mugken,

nüt heimlichs müg vor im volbringen

in g'schöpfften, noch in andern dingen:

so mag er gheymnuss innen werden,

die gott muoss handeln mit gefärden.

wil gott dann etwas b'sunders machen,

im hindern wend wir sine sachen,

demnach muoss gott nit mer han g'walt;

die g'schöpfft müend thuon, was uns gefalt.

DER DRITT TÜFEL.

Botz harneschbletz und ysenbuot!

die radtschläg sind warlichen guot!

si machend mich so frölich läben,

das ich gott wil ouch widersträben,

in lestern, schenden, allzyt schmähen,

im eer noch lob nit mer verjähen,

drumb mir wol g'fallend üwere sachen,

das gott wir nüts rechts lassend machen:

so radt ich das uss minen witzen:

wir thüeyend post also ufmützen,

in kleidind, rüstind seltzamlich,[15]

damit er ganz verborgenlich,

von gott nit kennt werd, noch sün engel.

demnach er frisch byss in den bengel,

wie bald er spürt, was gott wil dencken,

das er sich nit lasst irren, krencken;

louff wunderbald, als sey er toub,

durch väld und holtz, durch kaat und stoub,

schnäll sag uns das: so wend wir gott

all sine g'schöpfften machen z' spott.

DER VIERT TÜFEL.

Botz hirn! botz schweiss! botz färden darm!

vom fhür der hell ist mir so warm,

so mortlich wee, ir lieben g'sellen,

das ich mich jämerlich muoss stellen.

hat mich vor gott zum engel g'macht,

das ich im diente, hett sin acht,

sinr gottheit und sinr herrligkeit:

so ist min fröud verkert ins leid,

verwandlet ouch min ritterschaft

ins tüfels art und eigenschafft,

und bin ein tüfel und kein engel.

darumb schweer ich by dem bonenstengel,

by allem, das gott b'schaffen hat,

das ich wil, so vil an mir stat,

ouch gottes radtschlag, all sin sachen

yetz hindren helflen, z' nüte machen;

und red uss zorn und grosser hitz:

wil gott nun machen ein gufenspitz:

sin wil ich anderst nit verschonen,

all sine g'schöpfft wil ich verhönen.

muoss ich in d' hell, und darinn blyben;

so wil ich's tüfels glidmaass tryben,

ouch disen orden nemmen an.

an mir sond ir ein g'fallen han!

uff das ich radt, das yetz wir schnäll

mit grossem g'schrey louffend in d' hell,

und rüstind' post schnäll, wunderbald;

dan 's Satans radt mir wol gefalt.[16]

DER FÜNFFT TÜFEL.

Hat gott an mir brucht sinen gwalt;

ist mir verkeert min form und gstalt,

min schön und zier, der englen orden

und bin yetz ouch zum tüfel worden:

so wil ich gar unsinnigklich

syn wider gott und 's himmelrych.

bin ich daruss von gott verstossen,

so wil ich das nit underlassen:

gott wil ich sine g'schöpfft und gmächt

ouch schmähen, schenden, kan ich ächt.

DER ERST JUNG TÜFEL.

Gestert bin ich ein engeli gsyn,

zum tüfeli hüt ich worden bin;

das krenckt min juget über d' mass:

drumb ich gott schmäch on underlass.

ANDER JUNG TÜFEL.

Min juget gibt mir den verstand,

dass ich üch folgen allensampt,

wie ir hand g'radten zuo der frist,

nun, das die post werd artig grüst.

DRITT JUNG TÜFEL.

Ich folg der vile und der menge,

wie abg'redt ist nach aller lenge.

LUCIFER.

So huy! schnäll uf, ir lieben g'sellen!

den nächsten wend wir zuo der helln;

da wend wir d' post ordenlich rüsten,

heimlich, verborgen und mit listen,

drumb wem das g'falt under üch allsamen,

der louff mit mir in minem nammen,

und brüel darzuo mit wildem g'schrey,

lut, hoch und nider, mengerley.


Yetz louffend die tüfel all in die hell mit ungestümme und rüstend die bottschafft zuo.

Musica.


GOTT, DER VATTER redt mit im selb allein.

Ich, vatter, sun und heil'ger geist,[17]

Ein gott in der dryfaltigkeit,

einig by mir ich das betracht:

wie ich uss eigner krafft und macht,

uss min'r wyssheit, erbärmbd und gnad,

wie's min radtschlag fürsehen hat

von ewigkeit im wüssen min,

dem nützid ist verborgen g'syn.

all b'schechne ding, die hab ich g'wüsst,

vor mir ouch nütz verborgen ist.

uss minor krafft und der wyssheit

han ich gott selb mit underscheid,

mit Ei'm gedancken alls erfült,

beschaffen d' erd, wie's was min will,

im ougenblick, in Einer stund,

wie bald ichs wott, redt's uss mi'm mund.

min geist, der thet das selb bezügen,

das ich's alls macht uss mi'm vermügen.

den himmel ich also hab g'macht,

den underscheid des tags, der nacht,

mit sinem liecht, der heitre drinn,

wie's min wort uss sprach, nach mi'm sinn,

mit wasser, lufft, zerteilten winden,

mit trom und end, ouch iren gründen,

ouch hab ich b'schaffen warms und kalts,

nass's, trockens, yedes nach sin'r gstalt,

taglenge und die tunckel nacht

oben auss' himmels underschlacht.

allerley fisch ich liess ouch werden,

ouch alle thier gon uss der erden,

die vögel in lüfften hin und här,

wie das min will was und begär;

die sonn, den mon mit allen sternen,

allerley frücht mit iren kernen,

darmit an kei'm nit mangel wär,

was ich han b'schaffen wyt und fär,

mit aller nidre, höhe, grösse,

grundtfest, schwers, lychts, ouch aller blösse.

d'wyl ich's nun alls vollkommen gmacht,

yedes erschaffen nach sin'r acht;[18]

so hab ich, gott selbs, trinitet,

mir fürgeseen von ewigkeit,

ich well uns ordnen zuo den sachen

ein menschen, uss der erden machen,

der muoss sin unser bildtnuss glych,

und herrschen uff dem erdterich

über das vych, fisch und die vögel,

uff aller erden under'm himmel,

über die würm und alle thier,

d'wyl er uff erd ist, für und für.

den wil ich machen wyss und g'leert;

sin som sol zuonen, werden g'meert;

vernünfftig uff das allerhöchst.

dem wil ich yngen seel und geist;

die muoss uns ewig glychsam werden,

diewyl er läbt frommklich uff erden;

übergaat er aber unser bott,

so wird der sel ich helffen gott,

also das' 's tods nit müess ersterben,

und lon sin cörpel z' äschen werden,

uff das ich wil yetzdannen machen,

in uss der erden läbig schaffen.


Pausando.

Gott machet den menschen uss der erden und spricht.


Es sol ein mensch grad diser stund,

wie ich das red, uss minem mund

g'formiert, erschaffen von mir werden,

eins wägs härfür kon uss der erden,

uss miner krafft, dem einigen wort,

im ougenblick, an disem ort!


Und wie Adam herfür kumpt uss dem erdtrich, blaast im gott in sine nasslöcher einen aathem und geist und spricht.


Ein seel und geist ynblaas ich dir;

die sol unstärblich han die zier,

das sy uss min'r allmächtigkeit

bestendig blyb, in d' ewigkeit!

ob schon der cörpel wurde stärben,

so blybt die seel, mag nit verderben.[19]

die selb sol die natur regieren,

und si zuo allem guoten füeren.

ADAM.

Ach, gott und herr! din'r fründtligkeit,

ouch diner krafft, allmächtigkeit

sag ich dir danck, lob, grossen pryss.

das dine werck und ich bewyss,

wie du ein gott der fründtligkeit

belybst und bist in d' ewigkeit.

GOTT hebt den Adam mit siner Hand uf und spricht.

Min lieber Adam! luog, nimm war

und denck, wär dich hab g'füert hiehar,

ouch wär dich gmacht hab, dir gen s'läben:

der wil yetz dir das übergäben,

ich hab d' thier b'schaffen, lassen werden,

all dise krüter uff der erden,

fruchtbar böum mit iren somen:

der solt du gwalt han, si vergoumen;

ouch alle thier under dem himmel,

visch, vögel, g'würm uff der erden sinwel:

das sol din spyss syn und der thieren.

darumb ich dich zuo inen füren,

das wüssist, was uff erd hab 's läben;

dir wil ich's alls yetz übergäben,

du blybest jung, ald werdist alt,

das über alles habist g'walt.

mit dem ich wil all mine sachen

beschliessen und fy'rabend machen.

uff das, min Adam, solt hie warten;

dir will ich schaffen gon ein garten,

herrlichen ziert und wol gerüst,

darinn muost haben fröud und lust.


Musica.

Gott, der vatter, gat hin, rüstet zuo und pflanzet den garten.


GOTT spricht.

Nach min'r begird werd da gerüst

das Paradyss mit allem lust,

der garten Eden gegen morgen,[20]

darin böum, frücht on alle sorgen

selbs pflanzind sich, und wachsind uf,

mit aller gstalt der früchten druff,

die zuo der spyss und uffenthalt

der gschöpfften dienind uss mi'm gwalt!

doch wil ich selbs, gott trinitet,

ein bsonderen boum uss miner wyssheit

in d' mitten setzen, den lon wachssen,

verbannen in also, dermassen,

das in der frucht der lustbarkeit

verborgen syn wirt gotts wyssheit.

dem boum wil ich den nammen gäben:

sin frucht wirt in ir han das läben,

ouch die erkanntnuss guotts und 's bösen,

die niemand brächen sol noch lösen

zuo keiner zyt, biss mir gefalt,

mit fräfel, und ich gib den g'walt,

das selb erloub mit underscheid,

mit fürzekon der tödtligkeit

des menschen, so er halt min g'bott,

mich nit erzürnet, sinen gott.

damit der gart blyb allwäg, bstendig

fruchtbar, fücht, küel, warm inwendig,

on allen mangel wachsend uff;

so wil ich, das ein wasserfluss

entspring darinn, nach aller art

ouch g'wässeret werde der lustgart.

der fluss sol sich ussteilen, enden,

on all vier ort des erdtrychs wenden.

Der erst fluss sol gan uss dem garten,

fliessen und dem Ufgang warten,

in das gantz land, Hevila gnandt;

darinn sol wachsen allersand

gold und silber, edelg'stein,

an welchen orten wirt's syn gmein;

und soll der fluss heyssen Pison,

uff erdtrych sich wyt umbhärlon.

Der ander brann mit sinem fluss

heisst Gihon oder Nilus.[21]

der wirt vil lätte mit im bringen,

und nutzlich sin zuo mengen dingen,

als: välder dummen, sy feisst machen,

fruchtbaren die mit underschlachten.

der fluss wirt gon durch Moren hin,

denselben landen nutzlich sin.

Der dritt brunn, den ich nennen wil,

heisst Hydeckel, mit wasser vil,

gar wunder schnäll mit sinem fluss

gen Morgen und Assyrien uss.

Der vierdt fluss gat ouch an sin statt;

das wasser wirt heissen der Phrat,

den andern dryen glychsam syn,

guot, nutzlich nach dem willen min.

und dieser brunnen und des garten

der mensch wirt bruchen, deren warten,

fröud und lust on alls verdriessen

haben drinn, dasselbig niessen.

den wil ich reichen, selbs dryn setzen,

mit all der dingen in ergetzen.

GOTT gat hin zuo dem Adam, nimpt in by siner hand und spricht.


Musica.


Adam! mit mir gang und nimm war,

warumb ich füren dich hiehar!

das Paradyss hab ich dir g'rüst,

darinn solt haben fröud und lust;

doch solt erkennen mich für gott,

der dir da gibt sölichs bott:

von allen böumen und iren früchten

in disem garten solt mit züchten

essen, niessen, wie's dir g'falt;

über diss lon ich dir min g'walt,

allein ussg'non den boum des läben:

kein gwalt ich dir wil drüber gäben,

die frucht sol dir verbotten syn

von mir, dim gott und schöpffer din,

dann es der boum ist böss und 's guoten.

vor diser frucht solt dich wol hüeten,[22]

dasst' umb kein sach die esset nienen,

wilt anderst dich mit mir versüenen,

min hulden b'han und frombklich läben,

in unschuld, mir nit widersträben;

dann welches tags darwider thuost,

und isst die frucht: drumb buoss nen muost,

des tods bist eigen, muost ouch stärben,

widerumb nach dem zuo äschen werden,

uff das dich solt, glych wie man sol,

erduren vor, besinnen wol,

dasst' syest nit also vermässen,

von diser frucht nit thüeyest ässen;

dann wie bald zyt kompt, und mir's gfalt,

wurd ich dir geben disen gwalt,

das, wenn darvon schon essen thuost,

dir gar nüt schatt, noch förchten muost.

ADAM gibt gott antwurt und spricht.

O gott und herr und schöpffer min!

dir sol ich billich gehorsam syn,

di'm bott, das du mir hie hast gäben,

ist das der boum des tods und läben:

billich sol ich, was dir gefalt,

gern flyssig thuon. din ist der g'walt,

die krafft und macht, ouch d' herrligkeit;

du syest g'lobt in d' ewigkeit!


Yetz gibt und bringt gott, der herr, alle thier und vögel für den Adam, das er inen den nammen gebe, wie sy allwäg heissen söllind.


Sich, Adam, lieber, guoter fründ,

die vögel, thier, so vil da sind:

den allen solt ir'n nammen geben,

das' kennist, wie si vor dir läben,

hie vor und nach, zuo aller zyt,

diewyl dir gott das läben gyt,

dir, dinen kinden, wie ist g'meldt;

das kennend die biss z' end der wält

und habist drinn den underscheidt.

dir gib ich d' krafft und wyssheit[23]

in denen und in anderen dingen,

das alles kündest wol verbringen.

ADAM gibt den thieren den nammen und spricht zum löwen.

Diewyl ich's sich dann vor mir läben,

z' erst wil ich dem den nammen gäben:

das thier thuot mich so seer erfröwen;

darumb ich im gib den nammen löwen;

dann es nach allem duncken min

wirt sterckst thier under allen syn.

ADAM redt zum helffant.

Diss thier ist gross, so wunder g'stalt

ouch starck darzuo; darumb's mir g'falt

und wil im uss mi'm unverstandt

den nammen geben helefandt

von siner grösse und stercke wägen;

dann schwär läst wirt 's uff im wol trägen.

ADAM sicht den bären und spricht.

Diss thier ist krefftig, darzuo starck

von hut und bein biss in sin marck,

ouch fleisch und aderen, gross gestalt.

darumb es mir also gefalt,

das ich im wil sin lob thuon meren.

under disen nenn ich es ein bären,

das wirt sin stercke thuon bewysen.

ADAM zum wolff.

Zuo disem thier will ich mich flyssen

und im sin nammen gen, erzellen.

zum wolff wil ich yetz in erwellen,

der wirt ein frass syn aller thier.

ADAM zum kämmelthier.

Du solt mir heissen kämmelthier;

von diner ungstalt, krümme wägen

soll ich dir disen nammen sägen.


Zum hirtzen.


Ein küng und hirtz solt g'heissen syn[24]

under di'm g'schlächt, der thieren din

und solt von mir han disen bryss,

darumb dasst' bring bist, kluog und wyss.


Zum schlangen.


Du solt mir heissen wurm ald schlang,

die wirst du syn din läbenlang.

mit dinem list wirst grosses leid

der weit zuofüegen, uss din'r falschheit.


Zum einhorn.


Diewyl dich gott hat gmacht wysslich,

ein einhorn nenn ich billich dich,

din krafft und tugend wirt kuntbar,

uff erden werden offenbar.


Zum echsen.


Du solt ein ochs syn all din tag.

din art d' arbeyt erlyden mag.

du wirst ouch guot und nutzlich syn

zur uffenthalt und narung min.


Zum büffel.


Ei'm büffel sichstu warlich glych.

ouch bist ein zornig, uppig vych

din horn sind guot zuo vilen dingen.

d' milch wirt den menschen g'suntheit bringen.

ADAM redt sum dromedari.

Dem kämmel du glych g'ardet bist.

ouch louffst im vor zuo aller frist.

wiewol fast kleiner ist din g'walt;

doch hast im louffen grössern g'walt.


Zum rind.


Du solt mir heissen kuo ald rind,

das g'schlächt mitt allem di'm gesind.

im halss und kopff ligt all din krafft.

zur spyss und arbeit bist sighafft.


Zum gemsthier.


Ein gemsbock dich wil ich thuon nennen,

an hornen wol man dich wirt kennen,

im höchsten birg wirst d' narung han,

mit stygen din krafft zöugen an.


Zum rossz.


Ein pferdt ald rossz solt g'heissen syn,[25]

das zöugt die art und natur din.

din oren zöugend's g'müet dermassen;

drumb g'ritten wirst durch alle straassen.


Zum schaaff oder lam.


Du solt syn g'heissen sehaaff ald lam;

darumb dir blyben sol der nam,

das dultig, sänfft din art solt b'halten,

ouch dich in dise tugend g'stalten.


Zum hund.


Allwäg fürhin von diser stund

solt g'heissen, b'nammset syn ein hund;

den nammen solt du allwäg b'han,

din hündtsche art nit mer verlon.


Zuo der suw.


Ein suw solt syn, die allwäg blyben,

kein andern nammen ich dir giben;

das zöugt din art und tugend an,

die nüt dann im kaat ligken kan.


Zuo der katzen.


Darumb dasst' issest müss und ratzen,

solt g'heissen syn allwäg ein katzen.

darzuo mir dein natur gefalt,

dasst' über dise habist g'walt.


Zum bock.


Der g'stanck und g'schmack in dinem rock,

die zöugend an, dasst' bist ein bock,

din unform, unzucht, form und g'stalt

du üeben wirst, biss dasst' wirst alt.


Zum affen.


Darumb, das du mir fast bist gelych,

ein affen darff ich heissen dich,

von diner wundergäb und zierd

wirst hessig sin und allwäg g'fierd.


Zum marder.


Ei'm marder sichst du sicher glych,

das zöugt din art an sicherlich;

dann hüener töden, mörden, ässen

zuo diner aass wirst nit vergässen.


Zum eichhorn.


Eichhorn solt heissen all din tag;[26]

din art im wasser das vermag:

uff ei'm holtz schiffst nach den winden;

din schwantz wirt dir den sägel finden.


Zum hasen.


Ein hass von mir solt b'nammset werden.

diewyl du bist uff diser erden,

din kuntschafft wirst han von dem springen,

schnällen louff und andren dingen.


Zum esel.


Esel wil ich dir allwäg sagen,

din läbtag wirst gross burden tragen,

das wirst du warlich wol mit g'färden

und grosser arbeit innen werden.


Zum luchs.


Von wägen diner scharpffen g'sicht

solt heissen luchs g'wüss sicherlich,

von wägen diner wunder art,

dasst' g'fläcket bist, hüpsch, schön und zart.


Zum fuchs.


Ton wägen diner bösen dücken

solt heissen fuchs y' wüss, sicherlichen;

du bist ouch freidig und vermässen,

allerley g'fügel thuost du ässen.


Zuo nachbenampten thieren.


Frösch, krott und spinn, ouch ratz und müss

schlang, würm und flöch, ouch unbeyss, lüss,

egechs, gerill, wäntel und schnäck,

otter, wisel und die höwschräck!

ouch was der kleinen thieren sind,

si sygend g'sähend oder blind,

den gott yetzdann hat gen das läben:

hie yedem wil ich sin namen gäben!


Zum adler.


Ein adler solt syn, allwäg heissen

und über d' vögel allzyt reychssnen,

ir küng und herr solt allwäg syn,

si b'herrschen nach dem willen din.


Zum gryffen.


Darumb dass d' bist so starck und styff,[27]

ouch überwindst, solt heissen gryff;

din füess und klauwen das vermugend,

das dine krefft sind voll der tugend.


Zum phenix.


In Arabia drühundert jar,

viertzig darzuo grad ungefar,

wirst du, phenix, so vil jar läben,

von diner äschen junge gäben.


Zum schwanen.


Din art, natur mir zeiget an,

das ich dich heissen sol ein schwan;

dann vor di'm tod, ee du verdirbst,

din stund wirst wüssen, ee du stirbst.


Zum reigel.


Reigel du mir solt allwäg heissen,

dass d' ob dem g'wülck thuost flügen, reisen;

dann du fast übel förchst den rägen,

fisch zuo din'r spyss wirst zämen trägen.


Zum storcken.


Ein storck mir heiss, dann ich vernimm,

das du kein g'sang hast, noch kein stimm,

mit dinem schnabel wirst du schnatteren,

din spyss haben von den nateren.


Zum habich.


Von wägen diner grimmigkeit

wirst habich gnennt in d' ewigkeit;

dann ander vögel on vermässen

du töden wirst und ir hertz ässen.


Zum kranch.


Ein kranch solt heissen ewigklich;

dem houptman wirst du syn gelych,

der vor sim heerzüg flügen thuot,

wol halt sin ordnung, wacht und huot.


Zuo der ganss.


Din guote art mir zeiget an,

das ich ein ganss dich nennen kan;

dann du den dieb von wytnuss schmeckst,

drumb das du gagast, in anzeigst.


Zuo der enten.


Uss diner art wirt wol erkennt,[28]

dass d' heissen solt allwägen ent.

din stätes schnattern und din g'schrey

wirt's von dir sagen mengerley.


Zum kutzen.


Uwel und kutz du g'heissen bist,

alles g'fügel dir z'wider ist,

der tüben eyer vil uss trinckst,

der wigglen glych so grob du singst.


Zum rappen.


Ein rapp solt syn zuo allen tagen,

din pfengknuss, burt kumpt uss di'm kragen,

din schnöde art bruchst so vermässen,

dass d' keibenfleisch allwäg muost ässen.


Zuo der kräyen.


Dem rappen bist nit ungelych,

drumb heisst du kräy und das billich;

uff die vögel wirst ouch schiessen,

derselben art wirt dich verdriessen.


Zum guggouch.


Din g'sang ist nit so herrlich hoch,

darumb solt yetz heissen guggouch.

du wirst syn träg und ungetröst

din eyer selber du vertreist.


Zuo der tuben.


Von diner senfft und tugend wägen

muoss man dir tub allwägen sägen,

on ein gallen magst du läben,

allein von gott dir das ist gäben.


Zuo der wachtel.


Darumb das du so duchsam bist,

ein wachtel solt syn z' aller frist;

dann du verkündst mit di'm gesang

endrung der zyt din läbenlang.


Zuo dem fälcklin.


Dem habick, spärber magst du glychen,

mit rouben der narung thuost nachstrychen.

darumb fälcklin solt heissen, ouch,

dem rüdigen vogel glych, guggouch.


Zuo dem hanen.


Kein namen ich dir gäben kan,[29]

dann du bist meisten und heisst han.

din art ich dir ouch sagen sol:

den tag anzeigen kanst du wol.


Zuo der hennen.


Billich sol ich dich heissen hennen,

by'n eyern wirt man dich erkennen,

din junge wirst du flyssig neeren,

die lieben und dich zuo inn keeren.


Zuo dem fasanthuon.


Du bist mir warlich wol erkannt,

billich solt heissen ein fasant.

hüpsch, schön du bist, ouch darzuo küen,

hassest trüeb wätter, liebest grüens.


Zuo dem wygen.


Ein röuber bist du aller thier,

drumb blybst ein wyge für und für.

den vöglen wirst du hässig syn,

verborgen ist's in der art din.


Zuo dem pfawen.


Din hüpsch' und zierd mir also gfalt,

das du ein pfaw bist nach din'r gstalt.

mit dim gesang vertryb hinfür

die schnöden würm, vergiffte thier.


Zuo dem räbhuon.


Hüpsch, schön du bist, darzuo ouch küen;

darumb solt du heissen räbhuon.

d' untrüw, d' schalckheit dich wirt betriegen,

dir ouch din unfal dick zuofüegen.


Zuo der turteltuben.


Din schön' und zierd wol muoss ich loben,

du zeigst din art ein'r turteltuben,

din'n mann du liebest all din tag,

umb sinen tod füerst grosse klag.


Zuo allen nachgenden vöglen.


Nachtgall, hätzel, buochfinck, der spar,

sittich, widhopff, struss und ouch star,

flädermuss, gyr, zinssle und amsel,

räckholter, meiss, wisel und trostel![30]

wie denen gott hat gen ir läben,

also wil ich in'n d' nammen gäben.


Musica.


ADAM redt zuo gott.

O herr und gott! mir wol gefellt

all thier, die du hast für mich g'stellt.

ouch nach dem du in'n gäbest 's läben

und ich in'n d' nammen all han gäben;

keins wil by mir nit wonen, blyben,

das sin wyl mög mit mir vertryben,

mit siner hilff mir well byston:

si fliend und lond mich einig ston.

GOTT redt mit im selb allein.

Es ist nit guot und dunckt mich hüt,

das der mensch sei alleinig nit;

darumb ich wil im schnäll zehand

ein g'hilffen gen, der by im stand,

uff das, du Adam, leg dich nider

und schlaaff, biss ich bald kummen wider;

din g'hilffen wirt ich dir verborgen

grad eins wägs gen und dir verordnen.


Adam entschlafft; in dem nimmt gott ein ripp uss siner syten, gat ein wyl umbhär und macht die Eva daruss und spricht zuo iro.


Uss miner krafft, dem willen min

solt du ein g'hilff des menschen syn,

im guoten allwäg volgen im,

uslosen allzyt siner stimm

in allen frommen, g'rechten sachen;

gen im kein unfrid solt du machen.

GOTT nimpt die Heva, füert sy zuo dem Adam und spricht.

Wach, Adam, luog und merck mich äben!

dir wil ich da ein g'hilffen gäben,

din läbenlang ein g'mahel din,

die wirt dir g'horsam, b'holffen syn.[31]

ADAM als er erwachet, sieht er Heva vor im ston, spricht er zuo ir.

Uff diss mal bin ich nit allein,

du bist ein bein von mi'm gebein,

glych mir geziert mit seel und geist,

und bist ein fleisch von minem fleisch,

genommen uss der syten min;

ein männin solt du g'heissen syn.

ouch wirt's uff erdtrych darzuo kon,

das recht eelüt werdend verlon

vatter und muoter, ouch hangen an

der mann dem wyb, das wyb dem mann

mit g'horsamkeit, zwo seel und geist,

zwen lyb, verwandlet in Ein fleisch.

GOTT redt zum Adam und zuo Heva.

O Adam! Heva! lieb's gesind!

ir beide bloss und nackend sind,

unschuldig sönd ir vor mir läben;

so wil ich üch min sägen gäben.

ADAM.

O herr und gott! din namm ist gross!

sind wir hie nackend oder bloss,

so ist die scham in uns verborgen,

ouch von uns hing'non angst und sorgen,

darumb wir sönd, min herr und gott,

in unschuld halten din gebott.

drumb, herr, din hand thuo uff uns legen,

gib uns din gnad und heil'gen sägen!

GOTT gibt inen den sägen und spricht.

Fruchtbarend, darzuo merend üch,

erfüllend die erden lyblich

durch üwer lieb, bywonung gar,

wie üch d' natur wirt stellen dar.

beherrschend 's erdtrych mit gewalt,

die fisch im meer glycher gestalt,

ouch alle vögel under'm himmel,

die thier uff aller erden sinwel,[32]

sy kriechind, louffind uff der erden:

der sönd ir aller herren werden.

loub und grass, böum mit den früchten,

ir's niessen sönd mit allen züchten.

uff üch sol blyben diser sägen

d'wyl 's erdterych stat, on alls bewegen!


Musica.


Quelle:
Jacob Ruff: Adam und Heva. Quedlinburg und Leipzig 1848, S. 10-33.
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