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[56] In der feuerweis Wolf Buchners.
12. febr. 1529.
1.
Her Titus Livius der tut uns sagen:
als Furius Camillus het geschlagen
ein herlager vor Valisce der stat,
wan er sie da bezwingen selt
in der Römer gewalde.
In der stat war ein schulmeister geeret,
der aller reichsten burgers kint er leret,
die er ausfürt an einem abent spat,
sam er mit in spazieren welt,
kam ins herlager balde,
Und sprach: »Camille, nem die bürgers kinder!
darmit magstu die starken stat bezwingen;
ir veter geben dir die stat dest linder,
das sie ir sün aus der gefenknus bringen;
das hab ich dir zu gut geton.«
darmit begert er seinen lon;
sein herz in treu was kalde.
2.
Her Camillo, dem erenfesten ritter,
wart sein treu tugenthaftes herz gar bitter,
het groß misfallen der verreterei,
so diser schulmeister unfrume
ließ öffenlich anschauen;
Die hent ließ er im auf den rucken binden
und übergab in disen burgers kinden
und gab iedem knaben ein ruten frei,
ließ den verreter widerum
hin ein die state hauen.
Und hieß sie unterrichten ire veter,[57]
wie sie erloset hat der feinde güte
von irem untreuen boswichts verreter,
und wie Camilli sei das sein gemüte,
die stat zu zwingen durch sein her,
mit harnisch, ritterlicher wer,
und nit durch solch mistrauen.
3.
Als die burger in Valisce der state
erfuren solich wunder treue tate
von Camillo, dem römischen haubtman,
der durch sein erenfest gemüt
verreterei tet schlagen:
Darum die burger sich an in ergaben,
wolten die Römer für ir herren haben.
also Camillus dise stat gewan
mer durch sein tugentreiche güt,
dan durch tirannisch plagen.
Also noch heut, wer frei aufrichtig wandelt
und sich hüt vor verreterischen tücken,
treulich gen feinden und gen freunden handelt,
dem muß sein sach aus billikeit gelücken;
wer aber sich untreuer art
helt, der entget dem unglück hart –
hort man die weisen sagen.
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