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[122] Weil ich noch war ein junger knab,
eins morgens ich gehöret hab
in der kirchen am liechtmesstag
von dreien frauen große klag;
stunden under dem glockenturn,
und alle drei fast klagen wurn
über ir hausmeit in dem haus.
Die erst frau klagt.
Die erst fur grell mit worten raus:
ich hab ein meit, die ist stutfaul,
die zotten henken ir ins maul,
sie tut stet ob dem rocken natzen
und bei dem feuer wie die katzen,
sie ist der aller größt unlust,
und auch der schlüchtischt suppenwust,[122]
hat mir nun pfercht in suppenhafen.
an ir hilft gar kein zucht noch strafen,
tut am tisch nach den flöhen fischen,
oft auf ein mal ein par erwischen,
get daher rußig und besudelt,
in kleidern blöd und gar zerhudelt,
ir hent weiß als der ofenhert,
in der kuchen ligt an der ert
hefen und pfannen ungespült,
sam hab ein sau darin gewült,
hefen und krüg sie mir zerbricht,
hat kein acht auf kein arbeit nicht;
um ir schlüchtisch unornlichs leben
so wil ich ir heut urlaub geben.
Klag der andern frauen.
Die ander sprach: ach das herzleit!
ich hab gleich auch ein solche meit,
wolt euch wol ein lied von ir singen;
frü kan ichs aus dem bet nit bringen,
ists ein waßer ins gießfaß tan,
drei wochen leßt sies darin stan,
die stuben kerts nur oben hin
und schütt das under dstiegen hin.
das fleisch leßts ungefeimet sten,
die erbeiß erstarrn und übrgen,
kitzgrau sint all ir seifenwesch,
mit keiner arbeit ist sie resch;
ich muß sie hert und fest antreiben,
es sei mit fegen oder reiben;
sie selb ligt all nacht ungebett,
all wort sie mir herwider redt,
wenn ich sie schick umb etwas aus,
so schwatzet sie denn aus dem haus
und leugt auch dreimal mer darzu,
bringt neue mer auch spat und fru.[123]
dasselb tut sie doch als auf laugen,
schwert mir oft ein ding aus den augen,
richt an bein nachbaurn vil gezenk,
braucht vil listiger tück und renk;
mich dunket, sie sei nit gar treu,
derhalb hab ich vor ir ein scheu.
drum wil ichs für den ars heut schlagen
mit der tür, und zum haus ausjagen.
Der dritten frauen klag.
Da sprach die drit frau zu der andern:
so muß mein meit heut auch mit wandern,
sie kan gleich heur als vil als fert,
mit arbeit ist sie nichtsen wert,
wenn sie het zu schlafen und freßen!
und ist so ganz und gar vergeßen,
wenn ich sie schick nach etwas aus,
so komts ungschafft wider zu haus.
das feist sie von den suppen nascht,
und was sie ergreift und erhascht,
das ist uns abgetragen als,
das verfrißt sie denn in den hals.
sie hat den meuchler über tag
und laugnet mir als, was ich sag;
doch kan sie sich gar wol aufsprenzen,
lauft auch zu allen bubentenzen
und hat vil gficks mit jungen knaben.
drumb sol sie heut auch urlaub haben.
Also die frauen mancherlei
klagten über ir meit all drei,[124]
nit weiß ich, war es alles war,
bhieltens ie noch all drei ein jar
in irem dienste wie vorhin.
derhalb ich wol gedenken bin,
das die sach nit so heftig was,
weil ein alt sprichwort saget das:
wenn ein frau sonst nichts weiß zu sagen,
so tuts über ir hausmeit klagen;
dergleich klagen die hausmeit auch.
das ist ein alt gemeiner brauch
hie und dergleich jenseit des bachs.
ein gute nacht wünscht uns Hans Sachs.
Anno salutis 1555., am 26. tag Januarij.
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