Das Zauberlied

[38] Wohin du gehst, du wirst mir nie entgehen,

denn meiner Sehnsucht feine Witterung

wird schneller, als du glaubst, den kühlen Sprung

in das verführerische Land verstehen,


in dessen ewig glatten Schattenseen

du dich vor mir geborgen wähntest – jung

und mittagheiß wird die Erinnerung

an deine Liebe brausend dich umwehen


und wenn du aufwachst, siehst du mich, der dich

mit blanken Armen an das Ufer zieht

und dir mit einem Kuß, dem wehen Stich


der glühen Lanze gleich, das Zauberlied

einhaucht: uns schwanden längst schon Raum und Zeit

was flüchtest du dich in die Ewigkeit?


Quelle:
Gustav Sack: Gesammelte Werke. Band 2, Berlin 1920, S. 38-39.
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