Form ist Wollust

[126] Form und Riegel mußten erst zerspringen,

Welt durch aufgeschlossne Röhren dringen:

Form ist Wollust, Friede, himmlisches Genügen,

Doch mich reißt es, Ackerschollen umzupflügen.

Form will mich verschnüren und verengen,

Doch ich will mein Sein in alle Weiten drängen –

Form ist klare Härte ohn' Erbarmen,

Doch mich treibt es zu den Dumpfen, zu den Armen,

Und in grenzenlosem Michverschenken

Will mich Leben mit Erfüllung tränken.

Quelle:
Ernst Stadler: Dichtungen, Band 1, Hamburg o.J. [1954], S. 126-127.
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