Des Weisen Lehre

[691] Künstler, wollt ihr Geld verdienen –

Und wer wollte dieses nicht? –

Höret, was mir recht geschienen,

Höret, was der Weise spricht:


Wessen Gunst sollst du erringen

Mit dem Bild, was du gemalt?

Erstens doch vor allen Dingen

Dessen, der den Kitsch bezahlt.


Zweitens fällt der Kritisierer

Bei der Sache ins Gewicht,

Denn als Mensch und Zeitungsschmierer

Ist er ohne Einfluß nicht.


Drittens oder allererschtens,

Maler, was du auch gemacht,

Hast du dabei deines Ferschtens,

Deines Landesherrn gedacht?
[691]

Seine Huld belebt die Musen,

Und auch die der Malerei.

Sorge, daß in deinem Busen

Dieser Glaube innig sei.


Male, wie du, wenn du laben

Willst dich an des Herrschers Gunst,

Wünschen wirst, gemalt zu haben.

Dieses heißt man auch 'ne Kunst.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 691-692.
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