Nachträgliches

[712] Zum Schlusse ist ein altes Jahr

Verbraucht und arg verrostet.

Man fühlt, wie wenig schön es war

Und was es uns gekostet.


Kurz vor es scheidet, liest man noch

Die Liste seiner Toten

Und denkt mit Seufzen, wie es doch

Nur Trübes uns geboten.


Das neue läßt sich anders an,

Es bringt nur eitel Wonne

Und dem und jenem Untertan

Den Strahl der Gnadensonne.


Es streut die bunten Orden aus

Aus wohlgefüllten Taschen,

Und läßt so manches alte Haus

Begierig danach haschen.


Seht, wie die Treue stärker ist

Und wie sie sich verjünget,

Wie Spargel, den mit Pferdemist

Der weise Gärtner dünget.

Quelle:
Ludwig Thoma: Gesammelte Werke in sechs Bänden. Band 6, München 1968, S. 712.
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