Schlachtfeld.
Friedrich, mit einer Kriegsschar, worunter mehrere der neuen Ritter zu bemerken sind, wird im Getümmel der Schlacht auf die Bühne geworfen.
FRIEDRICH.
Wohin noch wirft uns dieser tolle Sturm?
Das wogt und brandet wie die hohle See.
Albrecht von Rindsmaul mit Kriegsleuten tritt auf.
ALBRECHT.
Ich hab ihn wieder. Kämpft nicht dieser Mann,
Als wollt er alles tun mit seiner Hand?
Geplänkel zwischen Albrechts und Friedrichs Kriegern.
FRIEDRICH.
Bist wieder hier, du neckendes Gespenst?
Verfolgst mich stets und hältst mir niemals stand.
Will dich mal fassen.
Er dringt auf Albrecht ein.
ALBRECHT.
Brüder, weicht ihm aus!
Sie zerstreuen sich.
FRIEDRICH.
Und alles wieder wie vom Wind verweht!
EIN RITTER auftretend.
Herr, Euer Bruder Heinrich ist gefangen.
FRIEDRICH.
Und Plichendorf?
RITTER.
Er ließ die Fahne nicht,
Bis Heinrich, schwer bedrängt, sie an sich riß
Und sich damit den Böhmen übergab.[149]
EIN ANDRER RITTER hereineilend.
Frohlockt, ihr Männer! Herzog Leopold!
Er ist uns nah, schon sah ich sein Panier.
FRIEDRICH.
Jetzt ist's gewonnen. Frischauf, Ritter!
Er will zu neuem Angriff abziehn. Adelram in der königlichen Rüstung mit geschlossenem Helmsturz hereinstürmend, vertritt ihm den Weg.
ADELRAM.
Halt!
Mit mir hast du zu tun: Die Krone gilt's.
FRIEDRICH.
Die Krone, Ludwig! Rasch! Ich oder du.
Zweikampf. Adelram fällt.
ADELRAM.
Gott, sei mir gnädig!
DIE ÖSTERREICHER.
Heil! Heil! Östreich Heil!
EIN RITTER tritt auf.
Betrogen sind wir! Leopold ist's nicht;
Der Burggraf ist's, die Franken. Rettet euch!
Flüchtige eilen über die Bühne. Von drei verschiedenen Seiten dringen zu gleicher Zeit Albrecht von Rindsmaul, der Burggraf und Schweppermann, jeder mit seinem Kriegshaufen, auf Friedrichs Schar ein.
ALBRECHT zu den Seinigen.
Jetzt dringt auf ihn! Jetzt muß er unser sein.
FRIEDRICH.
Den Freund erschlug ich: meine Kraft ist hin.
Hinweg, verfluchtes Schwert!
Er wirft sein Schwert Albrecht vor die Füße.
DIE BAYER.
Sieg, Bayer, Sieg!
DER BURGGRAF den gefallenen Adelram erblickend.
Unsel'ger Sieg! Da liegt der König tot.
Während der Burggraf sich trauernd über die
vermeintliche Königsleiche hinbeugt, deutet Schweppermann mit den nachstehenden Worten nach dem Hintergrunde, wo Ludwig erscheint, von den jauchzenden Münchnern auf der Schulter getragen und umdrängt. Unter den Bürgern sind Thomas und Steffen.
SCHWEPPERMANN.
Schaut hin! Hoch lebe König Ludwig!
DIE BAYER.
Hoch!
THOMAS vortretend.
Wir haben ihn herausgehaun, wir Münchner,[150]
Die Bäckerzunft, mein Steffen hat's getan,
Der war der Hitzigste. Sein Meisterstück
Hat er gemacht.
DIE BAYER.
Hoch König Ludwig! Hoch!
FRIEDRICH.
Erstehn die Toten? Ludwig ist's, er ist's.
LUDWIG sich Friedrich nähernd.
Wir sehn Euch gerne, Vetter! Fürchtet nicht
Für Euer Leben! Ritterliche Haft
Sei Euch versprochen! Senket nicht den Blick!
Ihr habt mit Ruhm gefochten, stolzer Held!
Zu den Bayern.
Wer fing den Herzog?
EINIGE.
Wir.
ALBRECHT.
Nein, ich.
ANDRE.
Nein, wir.
LUDWIG.
Entscheidet, Friedrich!
FRIEDRICH.
Weist die Schilder vor!
Nachdem er die Wappen überblickt, klopft er auf Albrechts Schild, worauf ein Büffelskopf mit einem Ring gemalt ist.
Hier, diesem Kuhmaul mußt ich mich ergeben.
LUDWIG.
Mein tapfrer Albrecht, führt den Herzog hin,
Bringt ihn nach Trausnitz, auf mein festes Schloß!
Friedrich wird von Albrecht abgeführt.
Laßt Eure Hand mich drücken, Schweppermann!
Ihr zittert?
SCHWEPPERMANN.
Herr, das ist der Zoll, den ich
Dem Alter schuldig bin. Die morsche Hütte
Erbebt, wenn Mächt'ges sich in ihr bewegt.
Laßt jetzt dem Kriegsgebrauch sein Recht geschehn!
Zum Zeichen, daß das Feld gewonnen ist,
Laßt auf der offnen Walstatt hier das Mahl
Uns halten!
BURGGRAF.
Wird ein magrer Imbiß werden.
SCHWEPPERMANN.
Wir haben Eier.
LUDWIG.
Jedem Mann ein Ei,
Dem frommen Schweppermann zwei!
SCHWEPPERMANN.
Auf meinen Grabstein schreibt mir diesen Spruch!
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