Scena prima.

[216] Adam. Eva.


ADAM.

Do Gott vater als gschaffen het

Durch sein wort, den Son, mich vorstet,

Hetten ein gros gefallen dran,

Durch seinen geist, thet von ihn gan,

Do wurden die drey bald zu radt

Aus ungeteilter Gotheit drat,

Sprachen: last uns auch machen bald

Menschen noch unser eigen gstalt.

Von der dreyfaltigkeit allein

Wart ich, Adam, geschaffen rein,

Gantz schon noch Götlichem bilt,

Voller Weisheit und tugent müt,

Voller liebe, auffrichtig gantz,

Erleuchtet mit Göttlichem glantz,

An alle sündt, gebrechligkeit,

Böse lüst, unsterblich bereit.

Von Gott wart mir darzu geben

Alles, was ie gwan das leben.

Des alls ich war ein Herr allein,

All frucht und kraut die speise mein,

Inn solcher herligkeit ich was.

Weiter Gott meiner nicht vorgas

Und pflantzet einen garten schon,[216]

Der solte sein mein herrlich tron,

Lies auff wachssen behend und bald

Allerley Bewm, gantz wol gestalt,

Lustig zu essen und auch gudt.

Zwene beum die hielt Gott inn hut,

Mitten im garten stunden dar:

Der Baum des lebens der ein war,

Den anderen thet Gott nennen:

Gudt und bös dar bey zu kennen.

Inn dissen garten satzt mich Gott,

Gab mir darneben ein gebot,

Das ich von allen beumen zart

Auch essen solt zu aller fart,

Sprach: du solt bey deinem leben

Den baum meiden, der thut geben

Erkentnis des bös und gut,

Darumb halt in auch stetz inn hut!

Dann wenn du darvon wirst essen,

Werstu mit dem todt besessen

Und werst durch solche Sünde hart

Des todes sterben zu der fart.


Dis gebot thet mir Gott geben,

Nicht das ich dodurch solt leben,

Noch etwas domit erwerben,

Dan ich kont bereit nicht sterben,

Sunder gab mirs zum zeichen feyn,

Das ich Gott vor den herrn mein

Auch allezeit erkennen solt,

Blibe also inn seiner holt,

Das ich beweys mein frömigkeit,

In Gots gehorsam ging bereit,

Das ist auch noch zu dieser fart

Aller gebot stetz krafft und art.

Als mich Gott hielt inn solcher hut,

Sprach er: dem menschen ist nicht gut,[217]

Das er auch stetz alleine sey,

Darumb wollen wir machen frey,

Geben im ein gehülffen zart.

Und Gott lies komen zu der fart

Ein tieffen schlaff auf mich allein

Und nam aus meiner seiten ein

Ribbe und schlos die stet gantz zu

Mit fleisch und macht inn einem nu

Daraus das allerschönste weib,

War fleisch und bein aus meinem leib,

Nant sie ein Mennin zu der fryst,

Dann sie vom Man genomen ist,

Und als sie Gott zu mir auch bracht,

Sprach er zu mir: halt sie inn acht!

Und segent uns beid gar schon,

Sprach: seid fruchtbar und mehrt euch nun,

Erfült die erden stetiglich,

Uber sie herschet gwaltiglich,

Uber fisch, vogel, alle thier,

Waren alle underworffen mir.

EVA.

Noch dem mich Gott auch het gemacht,

Aus dem manne zuwegen bracht,

Gleich seinem bild geschaffen hat,

Unsterblich, ane wandel drat,

An all gebrech, vornünfftig, weis,

Und auch gesatzt ins paradeis,

So bin ich von Adam bericht,

Das wir auch sollen essen nicht

Von diesem baum und seiner frucht,

Solln ihn meiden inn furcht und zucht,

Das wir nicht möchten verderben

Und des todts ewig sterben.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 216-218.
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