Scena quinta.

[291] Gesetz, Sündt.


SÜNDT.

Gesel, dir etwas sagen wil,

Das sich begeben hat ein spil

Mit Davidt, den Gott het erwelt

Und auch vor Saul ins reich gestelt.

Den hab ich mit der list und macht

Bestrickt und auch zu falle bracht,

Das er behent geworden ist

Ein mörder, ehbrecher zur frist,

Derhalb er ist auch al vorwar

Unser alzeidt mit haut und har.[291]

GESETZ.

So fern ist mit ihm nicht komen,

Dann Gott von ihm nicht hat genomen

Seine genadt, barmhertzigkeit,

Die ihm vorheischen zugeseidt.

Er hat gesatzt auff seinen stuhl

Den Salomo, den Gott erwuhl,

Thet ihm viel guts bey seim leben,

Gros vorstandt und weisheit geben,

Vor aln menschen auff der erden

Ny gewest ader möcht werden.

Derhalb er Gott auch bawen thet

Einen tempel zur selben steht,

Des gleichen nie gewesen ist

Von zihr, reichthumb zu aller frist,

Noch vier hundert und achtzigk jar

Vom zug Egipti, sags vorwar,

Darzu thet ym Got auch geben

Eyn stilles regiment ym leben,

Darzu auch reichtumb ane mas.

SÜNDT.

Zu aller zeit betrug ihn das,

Das er auch thet schlechts wider Gott,

Als er viel weiber nam so droth,

Darunder viel heiden weren,

Theten ihm sein hertz vorkeren,

Dann er kam durch der weiber list

Inn grosse abgötterey, das wist.

Darumb Gott baldt dohin auch nam

Das reich vom son Rehabeam,

Das zehn geschlecht von Israel

Zu seinem knechte vilen schnel.

Inn zwey teil sich das thet spalten:[292]

Zehn geschlecht theten sich halten

Zum König uber Israel,

Inn Samaria regirte schnel;

Juda und das geschlecht Benjamin

Hielten sich gen Jerusalem hin

Zu dem König Juda gericht.

Von Jerobeam wart auffgericht

Ein falscher Gottesdienst bereit,

Bracht Israel um grosses leidt.

Jerobeam sich fürchten thet:

Lestu das volck auch zu der steth

Gen Jerusalem ins Gotshaus

Einmal, so bleiben sie gar aus.

Erdacht darumb ein klugen sin:

Zwey gülden kelber satzt er hin

Gen Dan und Bethel, wie ich mein,

Sprach: Israel, das ist der Gott dein,

Der dich auch aus Egipten landt

Erlöset hat aus schwerem bandt.

An Gots bfehl that solchs erdichten,

Gros abgötterey auffrichten,

Bliben dorin vorstocket hart.

Zwentzig König bis zu der fart.

Gott solchs am Israel thet straffen,

Mit ihn thet gantz ein ent schaffen,

Würden vom König Assiria

Weck gefürt, vorstöret da

Noch drey hundert ain und virtzig jar

Von Davids zeit, sag ich gantz klar.

GESETZ.

Gott thet Israel vortreiben,

Lies aber inn Judea bleiben

Sein kinder unvorrücket gantz[293]

Inn seinem wordt, im rechten glantz;

Durch sein Propheten hat ers than,

Als: Samuel und auch Nathan,

Ahia, Jehu und Helias,

Heliseus und Micheas,

Esaias, Hieremias, Ezechiel,

Osee, Amos und Joehl,

Abdias, Naum und Jonas,

Habacuc und Sophonias,

Zacharias und Haggeus

Haben al aus geistes einflus

Bey Gott erhalten manchen man,

Darzu drey König lobesam:

Ezechiam, Josiam, Davidt.

SÜNDT.

Das hat alles gehulffen nit.

Diese drey seint gewest allein

Die frömsten under zwentzig gmein;

Die andern seint alzumahl

Abgöttisch gewest uberal,

Mörder, tyrannen, böswicht,

Die Propheten erwürgt und gricht.

Derhalb thet sie auch Gott straffen,

Durch den König Babilon schaffen,

Das sie auch würden weck gefürth

Mit ihrem volck, darzu auch würdt

Jerusalem auch gantz vorbrant,

Darzu vorstörth das gantze landt

Noch vierhundert drey und siebtzig jar

Von David an, sag ich vorwar.

In solchem gefengnis sie waren

Siebentzig jar, habs erfaren,

Und starb darin gar mannich man,

Das ihr auch wenig kam darvan.[294]

GESETZ.

Doch Gott auch viel erhalten thet,

Als Daniel, den lieben Prophet,

Thet ihn gros und herlich machen

Beim Köng von Perssen inn allen Sachen.

Das thet Gott seiner kirch zu trost,

Das die erhalten und erlost,

Das sie des gewisser wurde,

Sach Gott an die grosse bürde,

Erwecket den Ezechiel,

Den lieben Propheten, also schnel,

Der thet sie trösten inn der noth,

Bis Gott sie erlöst also droth.

Serubabel, Josua, Nehemia,

Seraia, Mespar, Reelia,

Bilsan und auch Mardachai,

Nehum, Baena, Bigevai,

Die lies der König, Cores genant,

Widerumb zyhen aus Persen landt

Uber zwey und viertzig tausent man

Ins Jüdisch landt und richten an

Ihren tempel und Gottes dienst,

Ihre stete mit reichem gewinst.

SÜNDT.

Es lidden auch zur selben zeit

Die Jüden viel has und auch neidt

Von ihren veinden aus Samaria,

Welche sie offt vorklagten da

Vor dem König inn Persen landt,

Der ihm vorbot das gebew zu handt.

GESETZ.

Das weret aber lenger nicht,

Als ins ander jar Darios gricht,

Des Königs zu Persen, wie ich sag,[295]

Dann do kamen auch an den tag

Zwen Propheten aus Gots befehl,

Haggai, Zacharia, welche schnel

Die Jüden zum gebew theten stercken.

SÜNDT.

Als das Samaria thet mercken,

Die Jüden vorklagten über die moss

Geschwindt vor dem Köng Darios.

GESETZ.

Der Köng aber thet schreiben

Gen Samaria, es soltn bleiben

Die Jüden zu bawen ungestrafft.

Gros gschenck und stewr wart vorschafft

Esra, dem priester, schrifft gelert.

Als er sich heim zu lande kerth,

Thet mich, das gsetz, mit fleis lehrn

Und die Jüden zu Gott bekern,

Ihren Gottes dienst zu halten eben,

Alzeit noch Gots gebothen leben,

Wie sie dann guten fried hetten,

So lang die König leben theten,

Bey hundert ein und neuntzig jar

Bis auf Alexandrum vorwar.

SÜNDT.

Nicht lenger hat auch das gewert,

Bis sich die reich haben vorkerth,

Noch Alexandro, dem König gros,

Han sie ghabt manchen anstos,

Der Grecken reich sich teilen thet

Inn vier Königreich, solchs vorsteth,

Seria, Asia und Grecia,

Egipten desgleichen, alda[296]

Ider sein eigen König gewan,

Die blieben doch nicht lang bstan,

Theten sich balt gantz vorterben,

Die Königreich nicht vorerben.

GESETZ.

Doch hat Gott sein kirch erhalten

Bey den Jüden inn diesen spalten

Bis auff Anthiochum vorwar

Hundert sieben und dreissig jar.

SÜNDT.

Diesen fried Antiochus thet brechen,

Sich an feinden nicht künt rechen,

Auff die Jüden er zog mit grim,

Bezwanck sie gantz, wie ich vornim,

Thet sie erwürgen und schetzen,

Abgötterey inn tempel setzen

Und inn die stadt ein böse roth,

Hielten die Jüden inn der noth.

GESETZ.

Dis hat auch nicht lenger gewert,

Bis Gott den Jüden hat bescherdt

Ein heilandt, ich hab vornomen,

Judam Machabeum, hat eingnomen

Den tempel inn dem sechsten jar

Noch der vorvolgung, sag ich klar.

SÜNDT.

Als sich aber Judas thet kern

Zun Römern, ihr hülff begern,

Do must er auch baldt unterghen

Mit sein brüdern, kont nicht bestehn,

Noch hundert siebentzig jar,

Das sag ich euch gantz offinbar.[297]

Als nu auch dar der abfal kam

Im Jüdischen volck allentsam,

Wie man im Danieli list,

Kein Gottes dienst was mehr zur frist,

Ider lebt noch heidenischer art,

Do kamen auch zur selben fart

Die drey secten, ich hab vornomen,

Die richten an kleinen fromen.

Die Phariseer die erste was,

Die han vorfelschet ane mas

Dich, das gesetz, von Gott geben,

Gerichtet an ein bsonder leben,

Aus menschen lehr bey ihn erdicht,

Viel bosheit damit ausgericht.


Die ander, Saducey genanth,

Die hielten sich gantz from zuhant,

Weren doch schelg und böse wicht,

Das ewig lebn sie hielten nicht.


Die dritt Esei sich thet nennen,

Die könt man dobey erkennen,

Sie umbgingen mit wercken vil,

Die frömsten wolten sein im spil,

Weren recht heuchler inn der art,

Durch welches Gots dienst vorterbet wart

Allhie auf erd, ich sags vorwar.

Derhalb nam Gott auch gantz und gar

Von seinem volck das regiment,

Darzu die rechte lehr behendt,

Und gabs dem fremdling zu der frist,

Herodes geschlecht, wie man das list,

Der hat auch dreissig jar regirt,

Inn der schrifft wirt uns das berirt.


Quelle:
Dramen von Ackermann und Voith. Tübingen 1884, S. 291-298.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt

Der grüne Kakadu. Groteske in einem Akt

In Paris ergötzt sich am 14. Juli 1789 ein adeliges Publikum an einer primitiven Schaupielinszenierung, die ihm suggeriert, »unter dem gefährlichsten Gesindel von Paris zu sitzen«. Als der reale Aufruhr der Revolution die Straßen von Paris erfasst, verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit. Für Schnitzler ungewöhnlich montiert der Autor im »grünen Kakadu« die Ebenen von Illusion und Wiklichkeit vor einer historischen Kulisse.

38 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon