Psal. 120. Ad dominum cum

[674] Ein Gebet wider die falschen brüder vnd beleydiger der Christen.


1.

Ich rüff, O Gott,

in diser not

zu dir, vnd bitt

verlaß mich nit

in meinen grossen nöten!

Erbarm dich mein,

wölst gnedig sein!

auß disem fehl

hilff meiner seel,

daß sie die feind nit tödten,

Vnd durch jr gifft

welch mich jetz trifft

von dir nit werd gedrungen!

Das lügen maul

ist nimmer faul,

stedts schwatzē falsche zungen.


2.

Hilff Gott! wie sehr

schadt falsche leer,

die niemandt weicht,

stedts vmbher schleicht

vnd ruhet nit ein weile,

Richt vnglück an

bei jeder man,

laufft gar geschwind

gleich wie ein hind,

fleugt wie die scharpffen pfeile,

Schnell wie ein boltz,

im dürren holtz

wie das fewr pflegt zu krachen:

Nit selb mich auch

auß solchem rawch

kan frei vnd ledig machen.


3.

O weh mir jetz

in solcher hitz

vnd grossem zwang!

Ach HERR, wie lang

sol ich bei jn noch wonen?

Kedar mich zwingt

vnd Mesech dringt,

mit jrem Bann

vnd Alkoran

thun sie niemandts verschonen!

Stedts halt ich frid,

vnd wann ich red

thun sie mich mehr beleyden:

O HERR, den krieg,

durch deinen Sieg

wöllst gnediglich entscheyden.


4.

So wil ich dir

mit freuden zir

durch meinen mundt

zu aller stundt

ein frölich liedlin singen,

Daß du mein sach

in vngemach

durch gnaden waltst

vnd mich erhaltst,

vnd leßst sie wol gelingen

In Christo fron,

deim lieben Son,

der sich für vns hat geben,

Durch schmach vnd todt

erworben hat

vns alln ein Ewigs leben.


Quelle:
Philipp Wackernagel: Das deutsche Kirchenlied von der ältesten Zeit bis zu Anfang des XVII. Jahrhunderts, Band 3, Leipzig 1874, S. 674.
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