An eine grausame Geliebte

[450] Hetz deine Meute weit über die Berge hin,

Sie kehrt wieder von Schweiß und von Staub bedeckt.

Gib ihr die Peitsche, gewaltige Jägerin,

Sieh, wie sie dir winselnd die Füße leckt!


Eh der Bann zerreißt, eh die Koppel in Stücke springt,

Eh die Brut dir entgegensteht, wenn dein Hifthorn klingt,

Eh dein Ohr ihn vernimmt, aus der Seele den dumpfen Schrei,

Eh reißen Sehnen und Adern und Herz entzwei.


Schwing deine Peitsche! Dein gellendes Halali

Tönt wie des Todes wilder Triumphgesang.

Das Auge, blutunterlaufen, sterbensbang,

Späht nach dem Wild deiner Lust und erblickt es nie ...[450]


Quelle:
Frank Wedekind: Werke in drei Bänden. Band 2, Berlin und Weimar 1969, S. 450-451.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die vier Jahreszeiten
Die vier Jahreszeiten: Gedichte (insel taschenbuch)