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[7] Emilie, Vorige.
SPURAUS. Gütiger Himmel, meine Braut – Ich zittre O Apoll! – Mein Engel, ich küsse dir die Hand – Wie kömmst du hieher?
WAGNER. Ist das ihre Braut? Wegen der wollen sie sich unsichtbar machen? Da verliert die Zauberey ihre Kraft.
EMILIE. Was machst denn du hier? das kömmt mir verdächtig vor.
SPURAUS. Ich habe dem gnädigen Herrn ein Kochbuch in leberreimen gewidmet. Wenn du erlaubst, so will ich wieder gehn.
EMILIE. Ich erlaube dir zu bleiben.
WAGNER. Was suchen sie hier mein Engel? (die gröste Lüge, die ich in meinem Leben gesagt habe.
EMILIE. Es hat mir eine Zigeunerinn in meiner Jugend die Nativität gestelllt, daß ich einst die Liebste eines gekrönten Hauptes seyn sollte.
SPURAUS. Was, eines gekrönten Hauptes?[7]
EMILIE. Nu freylich.
WAGNER. Nur Geduld, sie könnten noch immer gekrönt werden.
EMILIE. Ich bin itzt nicht mehr als achzehn Jahr alt –
SPURAUS zerrt sie beym Kleide. Mein Schatz –
WAGNER. Sie lügt besser als ich.
EMILIE. Ich könnte also vermög meiner Jugend nochwohl dieß Glück erwarten.
Sie zieht eine Brille heraus, und liest. Sehen sie selbst, hier stehr es klar: du wirst einst die Gattinn eines gekrönten Hauptes.
WAGNER. Mein Herr, wer sind sie?
SPURAUS. Ich war Baccalaureus, und Poeta Laureatus.
WAGNER. Nu also, sie sind ja ein gekröntes Haupt.
SPURAUS. Aber im Sensu latissimo.
WAGNER. Das thut nichts. Die Prophezeyung ist erfüllt.
EMILIE. In der That. Itzt verstehe ich die ganze Sache. Sie öfnen mir die Augen. Nehmen sie dieß Geschenk. Komm mein lieber Schatz. Mein Herz schlägt ganz jugendlich. Wir sind vom Himmel für einander geschaffen.
SPURAUS. Ja mein Engel, ich küsse diese schöne Hand. Komm, wir wollen wie Turteltäubchen mit einander leben. Gehn ab.
WAGNER. Keine Stelle so gering, die keine Sporteln hat. Meine Winkelhexenmeisterey wird[8] einträglich. Still man kömmt. Mein Herr sieht ganz traurig aus. Ich fürchte den Ausgang.
Ausgewählte Ausgaben von
Johann Faust
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