Siebzehnder Aufftrit.


[109] Masaniello, Arpaja, Vitale, Geonino nebst den andern.


MASANIELLO. So haben nun die verfluchten Verräther jhren verdienten Lohn! und so mag der Vice- Roy die verhinderung unsers Vertrages denselben beimessen darauff er sich am meisten bißhero verlassen hat.

ARPAJA. Peronne hätte mehr bekandt / wenn jhm die Folter noch etwas besser zugesetzet hätte.

VITALE. Doch die Andern haben sich desto besser heraus gelassen.

GEONINO. Was wollen wir thun? Wir haben nicht Zeit alle Schelmen zu martern. Der gantze Adel ist uns aufsätzig: wenn wir allen das Licht ausblasen / so werden wir bessere Zeit zugewarten haben.

ARPAJA. Nunmehr hab ich gesehen / daß keinem Banditen zu trauen ist / da sie doch bey jhrer Compagnie sonsten so gute Ordnung zu halten wissen.

VITALE. Und ich besorge / manche Banditen werden sich in Münchs-Kappen verstecken / weil die Mönche selber den grossen Herren ziemlich viel zugefallen thun.

GEONINO. Und ich besorge / mancher Schelm wird sich in ein Weibes-Kleid verkriechen / so kan er den Degen darunter verbergen / biß sich bey Gelegenheit ein Mord begehen läst.

ARPAJA. Die Banditen müssen aufgesucht werden. Es sind doch alle Schelmen: und wenn gleich der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden muß / so begeht mann doch keine Ungerechtigkeit.

VITALE. Und so lange dieser Tumult noch wehret / so muß den Geistlichen das lange Kleid verbothen werden.

GEONINO. Und ich halte davor / die Weiber müssen entweder Hosen anziehen / oder sie müssen in subtilen Röcken biß über die Knie geschürtzt gehen.[110]

ARPAJA. Die Verordnung wegen des langen Kleides würde dem Herren Ertz-Bischoff ziemlich nahe gehen.

VITALE. Und unser delikates Frauen-Zimmer würde sich mit der Schamhafftigkeit entschuldigen.

GEONINO. Man gebe ein Gesetz: wer etwas dargegen einzuwenden hat / der sol erfahren / daß wir Herren über Neapolis sind.

MASANIELLO. Recht so / lasset den Befehl gleich überall bekant machen / daß alle Manns und Weibes-Personen von Hohen biß zum Niedrigen / ohn allen Unterscheid die langen und verdächtigen Kleider ablegen sollen / wer noch einen Befehl erwarten wil / der sol Schwerdt und Feuer zu Lohne haben.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 109-111.
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