Ein Eichenwäldchen. Abend; aber noch hochstehende Sonne. Maikäfermädchen kommen unterm Moos aus Erdhöhlen hervor.
MAIKÄFERFÜRSTIN ARTEMISIA noch verborgen, zu einer ihrer oben bereits angelangten Jungfrauen.
Nun? wie ist es! kann man's wagen?
ANDRAKIA.
Herrlich alles: grüne Wipfel,
Blauer Himmel, linde Lüfte,
Und die goldne Hochzeitsfackel
Lodernd aus azurnem Zelt,[91]
ARTEMISIA noch verborgen.
Du sprichst wie berauscht.
ANDRAKIA.
Komm selbst nur,
Fürstin, und du sprichst wie ich.
ARTEMISIA erscheint mit einem Gefolge von Mädchen; sie sieht sich lange um, dann.
Ja! das ist des Lebens Festsaal.
Seht, Anthusa, Phyllis, Myrrha!
Glänzend ist es eingetroffen,
Was man uns versprach.
Kleine Pause.
So wird sich
Auch das Andre hier erfüllen,
Das ihr wißt.
MYRRHA.
Das von den Männern?
ARTEMISIA.
Eben dies. Ein Volk von Mädchen
Sind am längsten wir gewesen.
PHYLLIS.
Und wir stehn im Land der Männer?
MYRRHA sich umsehend.
Doch ist keiner zu erblicken.[92]
ARTEMISIA.
Ei! bist du so ungeduldig?
MYRRHA.
Wißbegierig nur.
ARTEMISIA.
Ich hoffe,
Daß ihr eingedenk bleibt dessen,
Was sich uns als Mädchen ziemt.
ANDRAKIA.
Sollen wir denn Mädchen bleiben?
ARTEMISIA.
Ja, wenn wir nicht würd'ge Gatten
Finden. Nur des Landes König
Soll mich frei'n. Von euch erwart' ich,
Daß auch ihr den ersten Besten
Nicht erhört.
ANDRAKIA.
Das tust du selbst doch.
ARTEMISIA.
Ich?
ANDRAKIA.
Wenn wenigstens der Erste
Seines Landes auch der Beste.
ARTEMISIA.
Du bist ausgelassen munter.[93]
ANDRAKIA.
Wär ich's jetzt nicht, wann je würd' ich's?
ARTEMISIA sich zu einer andern wendend.
Und was sagt dazu Anthusa?
ANTHUSA.
Daß wir besser ledig blieben.
ARTEMISIA.
Ledig?
ANTHUSA.
Ja, der Lasten ledig,
Die uns auferlegt die »Liebe.«
ARTEMISIA.
Diese Last ist Lust, ist Zukunft
Unsres Volkes.
ANTHUSA.
Ob ihm Zukunft
Auch zukommlich, ist die Frage.
ARTEMISIA.
Ei! du ew'ge Philosophin.
Drunten gab dir recht das Dunkel.
Auf den schwarzen Wänden spielten
Deine schwärzeren Gedanken
Ein natürlich Schattenspiel.[94]
Doch hier in der schönen Lichtwelt
Widerlegt das volle Leben
Dir mit jedem Atemzuge
Solche trübe Träumerei.
ANTHUSA.
Wohl! so laß mich weiter träumen
Einsam hier.
ARTEMISIA.
Was willst du?
ANTHUSA.
Hüten
Dort im Moos die enge Pforte,
Die soeben wir verließen.
Ihr schwärmt aus in ferne Weiten.
Doch – wer weiß! – vielleicht noch kehrt ihr
Gern zurück zum alten Einschlupf.
Den bewach' ich euch.
MYRRHA.
Wie seltsam!
Nicht zu Hof will sie? zum König?
Kann das Fest, den Ball verschmerzen?
ANDRAKIA.
Tut vielleicht nur so, die Schlaue.
Macht sich pretios und sucht wohl
Gar private Abenteuer.[95]
ARTEMISIA.
Laßt sie! – Deinen Wunsch gewähr' ich,
Doch nicht ganz bedingungslos.
Wenn wir alles so gefunden,
Wie wir's hoffen, wenn wir schweben
Ganz in Glück und eitel Freuden,
Einen Boten dann dir send' ich,
Dem du folgen sollst zu uns.
Das versprich mir.
ANTHUSA.
Ich versprech' es.
ARTEMISIA ihre Flügel öffnend.
Auf denn, Mädchen, daß wir weiter
Dringen ein ins Wunderland.
Fliegt fort, von den andern begleitet.
ANDRAKIA im Fortfliegen zu Anthusa.
Einsam bleibst du nicht alleine.
Wenn ich erst sechs Männer habe,
Drei zur Rechten, drei zur Linken,
Und es kommt ein weiser Griesgram,
Deiner würdig, angekrochen,
Schick' ich dir den Siebenten.
ANTHUSA allein.
Spottet nur und fliegt zum Tanze.
Was frag' ich nach diesen Männern!
Schon durch euer Schwatzen sind sie[96]
Mir verleidet, eh' ich einen
Noch gesehn. Ich wollt' es führte
Mir ein Zufall her den Besten,
Daß ich ihn – zum Besten hätte.
Horch! Was ist das für ein Summen?
Jemand kommt. Ein Liedchen, dünkt mich,
Aus zufriedenem Gemüte
Dudelt da des Wegs daher.
Wäre das ein Mann? Und lustig?
Hm! das intressiert mich doch.
Sie verbirgt sich.
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