Bey dem Höchsterfreuten Kirchgang der Durchlauchtigsten Regierenden Herzogin zu Sachsen Weymar Frauen, Fr. Sophien Charlotten Albertinen setzte aus unterthänigster Schuldigkeit folgende demüthigste Glückwünschungs-Zeilen auf:

[450] Den 14ten Heumonat 1737.


[450] Cantate.

Arie.


Es lebe Ernst August der Held!

Es müsse Albertine leben!

Die jetzt den frohen Kirchgang hält.

Es leb Augustus in der Wiege!

Damit sich Sachsen-Land vergnüge.

Er werde eine Zier der Welt!

Man jauchzt und singt, und wünscht darneben:

Es lebe Ernst August der Held!

Es müsse Albertine leben!

Die jetzt den frohen Kirchgang hält!


Beglücktes Sachsen-Land!

Dein heiser Wunsch, und trähnendes Verlangen,

Ist durch der Schickung milde Hand,

Nun in Erfüllung gangen.

Das hohe Liebes-Pfand,

Wornach du Andachtsvoll gerungen,

Wornach die Seufzer durch die Luft gedrungen,

Siehst du nun mit Vergnügen,

Auf Held Augustens Hand und auf Scharlottens Schooß

In samten Windeln liegen.


Aus Augustens tapfern Lenden

Kommt nun jetzt des Landes-Glück.

Nach dem Leide

Folgt die Freude,

Und ein heller Sonnen-Blick.

Schaut zurück!

Auf Scharlottens hohen Händen

Schlummert sanft des Landes Glück


Wo ist die Furcht, wo ist der Gram,

Der Sachsen-Land bisher gefangen nahm?

Wo ist der Kummer hingekommen?[451]

Ernst Augusts Fürstliches Gemahl

Hat diese allzumahl

Ins Wochen-Zimmer mitgenommen.

Ihr Wochen-Bette muß allein,

Die Freystadt unsrer Sorgen seyn:

Denn, weil wir hier den Theuren Erb-Prinz finden,

So muß das, was uns drückt, verschwinden.


Schleuß mit deinem Wochen-Zimmer,

Unser Thrähnen Haus auch zu.

Aus demselben quillt nun immer

Seegen, Wohlfarth, Glück und Ruh.

Bring aus deinem Wochen-Zimmer,

Deinem Volk die Freude zu.


O Seegensvolle Zeit!

Die Stadt und Land durch diesen kleinen Gast erfreut.

Nun wird das werthe Sachsen

Durch seinem Herzog Ernst August,

Und Albertinen seiner Augen-Lust,

Und durch den Theuren Prinzen Constantin

Den neuen Phönix wachsen,


Nun wird durch Constantin

Das Haus Augustens blühn.

Die Raute wird bestehen,

Und Seegen nach sich ziehn.

Nun wird man klärlich sehen,

Wie schön durch Constantin,

Augustens Haus wird blühn.


Ein Adler zeuget seines gleichen;

So wird auch dir durchlauchter Held!

Dein edler FürstenSohn

In dieser stolzen Welt,

Dereinst auf deinem Thron

An keiner Fürsten Tugend weichen!

Sein Geist wird sich bemühn,

Den grossen Vater auf der Erden,

An Ruhm und Namen gleich zu werden.[452]

Bist Du Vespasian;

So nimmt dein Prinz den Namen Titus an.

Und wilst Du ein Philippus seyn;

So stellt an Constantin sich Alexander ein.


Schlaf junger Hercul in der Wiege!

Ruh sanft, und werde glücklich groß!

Die Vorsicht von dem Sternen-Hügel

Bedecke Dich mit ihrem Flügel,

Und nehme Dich in ihren Schooß;

Daß Dich kein Ungemach besiege.

Schlaf junger Hercul in der Wiege!

Schlaf sanft, und werde glücklich groß!


Quelle:
Sidonia Hedwig Zäunemann: Poetische Rosen in Knospen, Erfurt 1738, S. 450-453.
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