Anilinfarbenlacke [1]

[200] Anilinfarbenlacke, richtiger Teerfarbstofflacke, sind im allgemeinen sehr feurige, in unzählige Abstufungen nuancierte Lackfarben, die sich teilweise mit wässerigen Bindemitteln, teilweise mit Oel, teilweise auch mit beiden Flüssigkeiten zu gut deckenden Maler-, Anstrich- und Druckfarben verwenden lassen, aber vielfach sehr geringe Luftbeständigkeit haben und entweder abblassen oder mißfarbig werden.

Sie lassen sich leicht darstellen, und das Prinzip ihrer Darstellung beruht darauf, die Lösung eines Teerfarbstoffes mit einem Metallsalze zusammenzubringen, wobei durch Austausch der Bestandteile der Teerfarbstoff an das farblose Metalloxyd zu einem in Wasser fast oder ganz unlöslichen gefärbten Körper gebunden wird, der daher vermöge seiner Zusammensetzung und Unlöslichkeit der allgemeinen Natur der Lackfarben entspricht. Die weißen Körper, auf welche die Teerfarbstoffe auf die obengenannte Weise niedergeschlagen werden, wirken mit ungleicher Deckkraft auf den ihnen inkorporierten Farbstoff. Stärke und Gips decken am wenigsten, lassen aber beide den Farben hohes Feuer und Durchsichtigkeit, namentlich die Stärke. Kreide drückt die Farbe sehr herab, weniger Kaolin, am wenigsten Schwerspat; Stärke und Gips geben eine gute Grundlage. Die Preise dieser Lackfarben, die einesteils als Anilinfarbenlacke, andernteils unter den verschiedensten schönklingenden Namen in den Handel gebracht werden, sind[200] sehr veränderlich und hängen mit dem Preise des verwendeten Teerfarbstoffs und demjenigen des Materials, auf welches dieser niedergeschlagen wird, zusammen. In jüngster Zeit ist die Fabrikation dieser Farblacke sehr bedeutend fortgeschrittten und ist es gelungen, die Lichtbeständigkeit vieler derartiger Produkte ganz wesentlich zu erhöhen [1], [2], [3].


Literatur: [1] Bersch, Fabrikation der Mineral- und Lackfarben, 2. Aufl., Wien 1894. – [2] Mierzinski, Die Erd-, Mineral- und Lackfarben, Weimar 1881. – [3] Jennison-Rübencamp, Herstellung von Farblacken aus künstlichen Farbstoffen, Dresden 1902.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 200-201.
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200 | 201
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