Enantiomorphie

[447] Enantiomorphie, die Eigenschaft gewisser Kristallformen, daß sie, obwohl von gleichen Dimensionen und gleichem Symmetriegrad, doch nicht zur kongruenten Deckung gebracht werden können, sondern nur mit ihrem Spiegelbild kongruent sind.

Solche Kristalle sind also asymmetrisch, müssen jedoch nicht notwendig einem asymmetrischen Kristallsystem angehören, dann aber sogenannte hemiedrische oder tetartoedrische Flächen von asymmetrischer Lage besitzen. Existieren zwei solche wie links und rechts verschiedene enantiomorphe Formen derselben chemischen Substanz, so geht damit im allgemeinen die Eigenschaft derselben Hand in Hand, die Ebene des polarisierten Lichtes in entgegengesetztem Sinne, aber gleichem Betrage (s. Drehungsvermögen, optisches) zu drehen. Umgekehrt kristallisieren die beiden entgegengesetzt optisch aktiven Modifikationen einer chemischen Verbindung häufig in enantiomorphen Formen. Bekannte Beispiele hierfür sind das rechts- und links-wein-saure Natrium-Ammonium und der rechts- und linksdrehende Quarz.


Literatur: Liebisch, Geometrische Kristallographie Braunschweig 1879; Landolt, Optisches Drehungsvermögen, Leipzig 1881; van't Hoff, Stereochemie, Leipzig 1892.

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 447.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: