Lettner

[142] Lettner (Lectorium) nannte man die Trennung zwischen Chor und Schiff, die sich von den einfachen Formen der altchristlichen Basilika (s. Bd. 1, S. 556)[142] später zu hohen Einbauten ausbildete, die nicht selten Emporen gleich durch enge Wendeltreppen vom Chore aus zugänglich waren und sich durch Bogenstellungen oder Türen nach dem Schiffe zu öffneten.

Sie waren insbesondere zur Vorlesung des Evangeliums bestimmt, weshalb sie Lectorium genannt wurden, woraus Lettner entstand [1]. Zuweilen dienten sie auch zur Aufnahme eines Sängerchores, der in Begleitung der Orgel liturgische Gesänge anstimmte. Aus spätromanischer Zeit hat sich in der Klosterkirche zu Maulbronn ein einfacher Lettner erhalten, ferner im Dome zu Lübeck, in der Barfüßerkirche zu Basel, in der Franziskanerkirche zu Rothenburg a. T. u.a.m. Aber auch in England, Frankreich (vgl. die Figur) und Italien wurden in früheren Zeiten Lettner angewendet. Zu Ende des 17. und im Laufe des 18. Jahrhunderts begann man, um einen freien Blick auf den Chor zu haben, mit deren Entfernung. Aus dem Lettner entstand in der griechischen Kirche die Ikonostasis.


Literatur: [1] Otte, D.H., Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie, Leipzig 1883.

Weinbrenner.

Lettner von S. Madeleine zu Troyes.
Lettner von S. Madeleine zu Troyes.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 142-143.
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