[70] Seilverspleißung, die Verbindung zweier Seilenden zu einem gleichmäßig fortlaufenden Seilstück.
Hat man zwei Seilenden von je sechs Litzen und einer Seele zu spleißen, so bezeichnet man zunächst durch Bindfadenumwicklung die Länge bis zur Stoßstelle, umbindet weiter die einzelnen Litzen an jedem Seil mit springender Reihenfolge: 135246 in gleichmäßigen Abständen zwischen etwa 2 m vor und 2 m hinter der Seilmarke (s. die Figur) und schneidet sie je 1/4 m außerhalb ihrer Marken ab und die Seele an der Seilmarke, die dabei abzulösen ist; nachdem man die Seelen stumpf zusammengestoßen hat, wickelt man die Litzen gegenseitig in die freien Ausschnitte und sticht die überstehenden Enden durch das Seil durch. Bei Hanf- und Baumwollfeilen werden die Enden verknotet, bei Drahtseilen die einzelnen Drähte nach innen abgebogen und eingesteckt. Der Spliß erstreckt sich hierbei auf reichlich 4 m Länge, die man an Seillänge von vornherein zuzugeben hat. Entsprechend verfährt man bei andern, z.B. dreilitzigen Seilen ohne Seele, auch bei vier-, fünf- oder sechskantig geflochtenen Quadratseiten. Die Arbeiten werden durch geübte Monteure ausgeführt. S.a. Drahtseile, Bd. 3, S. 40. Beim Verbinden der beiden Enden eines Treibseils verkürzt man seine natürliche Länge um 5%, beim Nachspannen um 12%. Dabei entsteht nach Angabe des Eisenwerkes Wülfel in einem 50 mm starken Seil eine Zugkraft von 1000 kg, also 1000/20 = 50 kg/qcm Spannung, und 2000 kg Seilzug für die Welle. Nach dem Hookeschen Gesetz σ : E = λ : L wäre hiernach E = 50/0,05 = 1000 für ein neues Seil. Nach v. Bachs Versuchen [1] erreicht beim Strecken eines neuen, lose geschlagenen Seils die Dehnung θ = λ : L schon bei 20 kg/qcm Spannung das Maß von 5%; annähernd gilt danach θ = σ/12,25 (12,25 + σ), entsprechend E = 150 + 12,25 σ und E0 = (12,25 + σ)2, vgl. Elastizität des Riemens (Bd. 7, S. 430). An demselben Versuchsstück ergab sich beiläufig, nachdem es längere Zeit auf 21 kg/qcm gespannt worden war, und dann wiederholt zwischen rund 4 und 10 kg/qcm be- und entlastet wurde, zuletzt nur eine Längenänderung um 0,1% zwischen den beiden Belastungen, woraus v. Bach 0 = (104)/0,001 = 6000 benimmt (Bd. 4, S. 773). Schätzt man in Ermangelung von genaueren Angaben für ein fest geschlagenes Seil E größer als für das lose geschlagene, etwa auf E = 225 + 15 σ, so kommt man bei 50 kg/qcm auf 5% Dehnung mit E = 975 in Uebereinstimmung mit der Angabe des Eisenwerkes Wülfel.
Literatur: [1] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1867, S. 225.
Lindner.