Ueberfallwehr

[677] Ueberfallwehr, vollkommenes Wehr, eine Stauanlage (s.d.), deren Krone höher liegt als der Wasserspiegel unterhalb der Stauwand.

Der Höhenunterschied H (s. Fig. 1) zwischen der Wehrkrone und dem noch ungesenkten Oberwasserspiegel heißt die Ueberfallhöhe; diese ist kleiner und im Grenzfalle höchstens gleich der Stauhöhe s. Die Wassermengen, welche über solche Wehre strömen, sofern die Ueberfallkanten scharf sind (Fig. 1), wurden unter Hydraulik, Bd. 5, S. 150, angegeben; vgl. a. [1]. Neuere sehr interessante Untersuchungen hat Rehbock [2] im Flußbaulaboratorium Karlsruhe angestellt, auf die wir verweilen. – Für Annäherungsrechnungen setzt man bei Fig. 1:


Ueberfallwehr

Ist die Wehrkrone abgerundet (Fig. 2), so gilt im Mittel:


Ueberfallwehr

in beiden Fällen unter b die Breite des Ueberfallwehrs, Q die Wassermenge in Kubikmetersekunden und H die Ueberfallhöhe (s.d. Figur) verstanden. Ist die Wehrkrone so gestaltet wie in Fig. 3, so senkt sich über derselben der Spiegel von der Höhe H (gemessen etwa 2 m vor der Krone) um s herab; im günstigsten Falle wird dann s = H : 3, und man erhält [1] annähernd:


Ueberfallwehr

Ist die Geschwindigkeit v0 im Oberwasser größer als 0,5 m · sec., so muß (ebenfalls annähernd) an Stelle von H der Wert H + v02/2 g gesetzt werden. Alle Maße in Metern.[677]


Literatur: [1] Collignon, E., Cours de mécanique appliquée aux constructions, II, Hydraulique, Paris 1880, S. 143; weitere Literatur s. unter Hydraulik, besonders die dort angegebenen Werke [1], S. 408, und [2], S. 26 ff. [2] Rehbock, Th., Die Ausbildung der Ueberfälle beim Abfluß von Wasser über Wehre, nebst Beschreibung der Anlage zur Beobachtung von Ueberfällen im Flußbaulaboratorium zu Karlsruhe, Festschrift, Karlsruhe 1909.

Lueger.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 677-678.
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